Dienstag, 29. Dezember 2015

Altes Jahr - Neues Jahr



Des Jahres Ende naht –


Mit Riesenschritten.


Es geht nun auf die Saat –


Gefreut, gelitten.


 


Man zieht nun Bilanz


Und sieht da viel Glanz.


Das Auge erblickt mit frohem Mut,


Was der Eitelkeit tut ja so gut.


 


Doch auch was nicht gelungen,


Sei jetzt nicht unbesungen.


Wir wollen ja doch stets ehrlich sein


Und uns der Rechtschaffenheit erfreun.


 


Das Alte geht dahin, das Neue liegt bereit.


Traure nicht, begrüß mit Jubelschar,


Was da kommen wird – und sorg für starkes Geleit.


Gut soll es werden, das neue Jahr!


 

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Stürmische Weihnachten


der Bericht eines Hauskaters

 

Was ist das heute doch für ein Tag gewesen! Man hätte meinen können ein Hurrikan sei durch das Haus gefegt und habe hier sein Unwesen getrieben. Mir steckt die Aufregung noch immer in meinen Knochen! Nun gut, es ist Weihnachten, und ich habe schon alles Mögliche gesehen und erlebt, doch heuer war es doch noch einen „Zahn schärfer“ gewesen. Ich erzähle Euch die ganze Geschichte sogleich, doch zuerst möchte ich mich vorstellen:

Ich bin „Mauz“ der Kater; schon 18 Jahre habe ich auf dem Buckel, was in Katzenjahren kaum mehr zu rechnen ist, denn längst sind meine Jahrgänger von mir gegangen und ich bin sozusagen als Dinosaurier übrig geblieben. Ich kam in das Haus der Familie König, als ich noch ein niedliches kleines Kätzchen war, mit allem was dazugehörte. Ich wurde verhätschelt und verwöhnt und von den Kindern ständig herumgetragen und geknutscht. Das hat mir wohl gefallen und ich konnte mich ganz und gar nicht beklagen. Mit dem Alter hat sich solches dann allmählich aufgehört und ich liege heute lieber unter dem Ofen und habe meine Ruhe. Ruhe! Genau das ist das Stichwort, denn eine solche genieße ich nur allzu gerne. Man lässt mich auch – außer einmal im Jahr: dann geht es rund, dann kann ans Schlafen nicht mehr gedacht werden und sämtliche Naturgewalten scheinen alle gleichzeitig auf mich einzustürzen. Diese furchtbare Zeit nennen die Menschen „Weihnachten“.

Ich zucke jedes Mal schon im Herbst zusammen, wenn ich dieses Wort aus den Mündern meiner Familie höre, meist zuerst aus jenen der Kinder. Dann wird bald gebastelt und gebacken, die Tage werden kürzer, überall im Haus und vor allem um das Haus herum werden aberhunderte Lichter angebracht und die Auswahl an Liedern im Radio wird immer geringer und reduziert sich gegen den Dezember hin nur mehr auf eine Handvoll sogenannter „Weichnachtsklassiker“. Mir könnte das ja alles gestohlen bleiben, aber was soll’s! Das ist ja alles noch nicht das Schlimmste. Es ist dies nur das immer intensiver werdende Vorspiel auf das Ereignis, das am Abend des 24. Dezember seinen Zenit erreicht: Der Heiligabend mit samt der Bescherung. Und genau hier beginnt meine eigentliche Geschichte.

Heute war es also wieder so weit. Am Morgen schon wurde ein buschiger grüner Geselle aus dem Gartenschuppen hereingeholt und in einen Ständer gleich neben dem Fernseher gesteckt, wo er auch sogleich begann seinen Gestank in meiner Bude zu verbreiten. Man verzeihe mir den Ausdruck aber „Bude“ ist für mich die gute Stube in der ich den größten Teil meines Lebens als Hauskater verbringe. Und Tannenbäume konnte ich eben noch nie leiden. Alle liefen wie wild durcheinander, große Schachteln mit allerhand goldenem und silbernem Plunder wurden aus dem Keller heraufgekarrt - Glitzerzeug bedeckte bald das Kanapee, so dass ich dort nicht mehr mein Schläfchen machen konnte und auf ein hartes Bänkchen ausweichen musste. Die Kinder schrieen und tobten und kriegten sich in die Haare weil sie sich nicht auf die Musik, die sie während des Christbaumschmückens anhören wollten, einigen konnten. „Klirr!“ eine gläserne Kugel zerbarst auf dem Boden – die Mutter geriet in Zorn und verbannte die Kinder gleich aus der Stube in ihre Zimmer – zumindest so lange bis sie sich beruhigt hätten.

Von Ruhe im Raum konnte natürlich keine Rede sein, alle fünf Minuten klingelte jemand an der Türe und wollte irgendetwas von der Frau: Sammeln für die armen Kinderlein, die Nachbarin, die noch etwas brauchte um Kekse zu backen, die Pfadfinder, die das „Friedenslicht“ aus Bethlehem brachten oder der schon angesoffene Cousin, der seine Weihnachtsgrüße übermitteln wollte – und dabei freilich noch eine „Stärkung“ mit auf den Weg bekam.

Dem Vater der Königs war das Treiben an Heiligabend schon immer zuwider gewesen – aber immerhin konnte er sich in seine Werkstatt im Keller zurückziehen, um erst wieder zum Mittagessen und dann wieder kurz vor der Bescherung aufzutauchen. Wie ich ihn doch jedes Jahr um dieses Privileg beneide!

Husch-husch wurde dann das Mittagessen eingenommen – Kalbsbratwürste mit Sauerkraut – das war Tradition. Auf mich hätte man dabei fast vergessen. Hätte ich nicht mein Mäulchen bis zum Anschlag aufgerissen und mein Wehklage mit Inbrunst geäußert, hätte ich noch nicht einmal etwas zu fressen bekommen. Wer nun denkt am Nachmittag wäre es ruhiger geworden, der irrt. Schon gegen zwei kam Tante Herta und ließ sich gleich mit Christstollen, Keksen und Eierlikör voll stopfen und abfüllen. Sie komme nur um Hallo zu sagen, denn am Abend müsse sie bei ihren Enkeln sein. Um drei musste die Gans gefüllt und in den Ofen geschoben werden, damit sie auch ja rechtzeitig fertig werden würde.

Die Kinder waren ganz fickrig und als es draußen dunkler wurde, wurde es damit leider immer schlimmer. Also musste der Vater her. Man hole ihn dazu aus seinem Keller, weg von der Bastelarbeit, mit der er eifrig beschäftigt gewesen war: die Fratzen sollten abgelenkt werden bis zur Bescherung, so dass es in die Stadt ging, dort sollte ein Kindertheater zur Aufführung gebracht werden. Na das wird etwas gewesen sein! ein Saal voller Schreihälse, die alle mächtig aufgebracht waren, weil sie es nicht erwarten konnten dass das „Christkind“ kommen würde. Dazwischen ein paar hilflose Erwachsene, die ihr Bestes gaben.

Es wurde Abend, Oma und Opa König erschienen, fein herausgeputzt, als ob es ins Konzert der Wiener Philharmoniker ginge. Dann wurde gegessen, was das Zeug hielt und noch mehr getrunken. Die Gans war etwas zäh aber mit all dem Wein konnte sie locker die Kehlen hinuntergespült werden. Die Kinder wollten ohnehin nichts essen und stierten schon die ganze Zeit auf den Weihnachtsbaum, dessen Äste sich unter dem schweren Behang mächtig bogen. Die Krippe war auch schon da – mit einer Maria ohne linken Arm und einem Jesukindlein, das fast die Größe des Heiligen Josefs hatte aber trotzdem noch in der Wiege liegen musste.

Als der Vogel verspeist war und das Dessert aufgetragen wurde, hätte es beinahe ein Malheur gegeben: Der staubtrockene, stark nadelnde Adventkranz mit seinen heruntergebrannten Kerzen, wurde durch eine Unachtsamkeit so unglücklich angestoßen, dass eine der Kerzen umkippte und das Reisig sofort lichterloh brannte. Eine Stichflamme züngelte hoch und konnte nur durch das beherzte Eingreifen von Opa König erstickt werden. Noch einmal war die Sache gut gegangen, doch der Schrecken stand allen noch ins Gesicht geschrieben.

Nichtsdestotrotz mussten der Abend und die Show weitergehen. Nachdem der Tisch und der Boden notdürftig aufgewischt worden waren, versammelten sich alle um den Baum. Die Kinder wurden entfernt und ins Badzimmer gesperrt, wo sie ausharren mussten, bis das Christkind seine Gaben gebracht hatte. Dann kam er, der große Moment: Es klingelte das Glöcklein, der Baum war erhellt von den elektrischen Lichtern (Gott sein Dank waren es keine Kerzen), die Kinder stürmten herein und wollten sich sogleich auf den Berg an Geschenken unter dem Baum stürzen.

„Zuerst wird noch gesungen!“ tönte es streng vom Vater, was von der Jugend mit Augenrollen quittiert wurde. Missmutig wurden die „Süßen Glocken“, der „Tannenbaum“ und „Maria im Dornwald“ besungen. Das ganze endete mit einem schnulzigen „Stille Nacht“. Dann ging die Schlacht los: Das Papier flog herum, die neuen Sachen wurden in Augenschein genommen und sofort zur Anwendung gebracht, was freilich erneut eine Menge Lärm verursachte, wobei sogar eine Vase zu Bruch ging. Endlich wurde die Familie müde, stopfte noch ein paar Kekse in den längst übervollen Bauch hinein, trank noch einmal Eierlikör und schweren roten Wein und schlummerte dann allmählich vor dem Fernseher ein. Alle, bis auf die Kinder, die konnte heute gar nichts ins Bett bringen. Erst als es schon nach Mitternacht war, Oma und Opa schon in den Federn lagen, wurden auch die Kleinen zu Bett gebracht. Dann wurde es still, nur die Weihnachtsbeleuchtung schien noch auf mich und mein Plätzchen neben den Ofen.

Wieder hatte man vergessen den Kater zu füttern. Doch ich hab’s ihnen gezeigt! Trotz meines Hungers harrte ich tapfer aus, bis die ganze Familie schlief, dann begann ich mein Konzert: Ich plärrte so laut im Gang vor den Schlafzimmern herum, dass bald das Licht anging und man ein Fluchen hörte. Frau König kam schlaftrunken aus dem Zimmer getaumelt und füllte meinen Napf mit Katzenpastete. Welch ein Wunder, auch ich wurde nicht vergessen – gab es doch tatsächlich etwas Feines für mich und nicht den üblichen Trockenfutterfraß, den man mir für gewöhnlich kredenzt. Trotzdem: Noch so ein Weihnachten überleb ich nicht, da wandere ich vorher nach China aus!

 


 
Allen meinen Lesern Frohe Weihnachten!

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Advent


Glühweindampf und Racletteduft

Ziehen durch die Gassen.

Der Advent liegt in der Luft,

Es scheppern die Tassen.

 

Es tönt an allen Ecken

Musik, die wohl bekannt.

Ein Nikolaus mit Stecken,

Der Krampus ist verbannt.

 

Chorgesang überall,

Kekse ich viele roch.

Es herrscht meist die Qual der Wahl,

Nur s’Bäumchen fehlet noch.