Freitag, 13. August 2010

Jagdunfall

Einst regierte ein König, den man „den Guten“ hieß,
Nicht weil er die Gerechtigkeit gerne walten ließ,
Nein; Da er der Kirche war sehr zugetan,
Und stets auf des Reiches Wohle kräftig sann,
So hat er im Irdschen ein günstig’ Netz gewoben
Und erwarb dazu noch viel Segen von oben.

Dieser Frankenkönig, der war Dagobert,
Der fand’s eines Tages der Mühe wert,
Übern Bodensee an den Alpenrhein zu reisen,
Zur Inspektion, um, wenn nötig, zurechtzuweisen.
Denn gab man den Dienstleuten auch die örtlich’ Verwaltung,
So tut Not doch die Aufsicht mit Blick auf die Entfaltung.

Dagobert dacht’ sich es wär’ ein guter Plan,
Wenn Sigisbert, sein Sohn, auch Mal zeigen kann,
Dass er einst wird regieren gut das Erbe,
Und das Land er schützt und es nicht verderbe.
So begleitet der Jüngling seinen Vater,
Mitsamt Gefolgschaft und persönlich’ Berater.

Was Dagobert am Rheine sieht,
Das erfreut sein innig’ Gemüt.
Brav und tüchtig ist das Volk hier,
Des Reiches gar prächtigste Zier.
So beschließt der König noch zu bleiben,
Mit der Jagd sich die Zeit zu vertreiben.

Auch Sigisbert soll sich reichlich ergetzen,
Und so manchen Eber tödlich verletzen.
In wilder Jagdlaune verfolgt er toll das Borstenvieh,
Durchs Unterholz, er wähnt es entkäme ihm nie!
Doch es tritt ein das große Unglück bald,
Dass der Prinz findet sich in dichtem Wald.

Und das Ross, es scheut vor der wilden Sau empor,
Wirft ab den Reiter, läuft wohin es war zuvor.
Der Prinz hängt am Lederriemen, der Kopf auf der Erd,
Über Stock und Stein schleift ihn das erschrockene Pferd.
Als man fand ihn nach jener Tortur,
Ist vom Leben in ihm keine Spur.

In tiefster Trauer um sein geliebtes Kind,
Eilt Dagobert zu einem Klausner geschwind,
Welcher gilt als heiliger Mann,
Und manch’ Wunder vollbringen kann.
Dieser, Arbogast, kommt und sieht den Toten,
Zu Leben war dem Prinzen nun geboten.

Und siehe da, es ward vollbracht,
Der Prinz blinzelt, steht auf ganz sacht.
Wie war des Vaters Dankbarkeit da übergroß?
Der Frankenkönig faltet die Hände im Schoß.
Bedacht wurde zu Rankweil ein lieb’ Kirchelein,
St. Peter, welches steht bis heute darein.


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