Sonntag, 25. Juli 2010

Gedichte V

Der dein nicht achtet

Wild schäumende, sturmgepeitschte Weltenmeere,
Sengende Sonnenstrahlen, Gewitterheere.
Bebende Erde und springende Flut,
Lavabäche, Titanenübermut,
Erträgt mein Gemüt mit stoischer Miene,
Trotz’ den Gewalten, niemandem ich diene!

Musst mir schon lassen meinen eignen Willen,
Selbst lässt du mir den Schmerz aus der Seele mir quillen.
Verbiete nur, ich werde deinen Ruf nicht erhören!
Kannst mich weder bedrohen, noch mich lockend beschwören!
Gern sähest du mich verneinen meine Emotion,
Für dich wäre es ein heiß begehrter Arbeitslohn.

Doch ich will spüren, was lebendig wirkt durch mich,
Was den Neid und die Furcht jagt dir ins Angesich’!
Schau! Noch ist das Leben nicht erstorben!
Unter Mühsal hab’ ich es erworben.
Was mir gegeben vom Schöpfer von Anbeginn,
In deiner groben Hand welkte es schnelle dahin.

Nur leben will ich, und leben das werde ich!
Erkenne nur was wahr, und bedaure dich.
Am Lebendigen und an dessen Förderung allein,
Will seine Bestimmung vollenden, mein ewiges Sein!
Schaff’ Prometheus gleich, was Wunderlich,
Und dein nicht achtet! Genau wie ich.


Erfüllung

Nach Freiheit strebt die menschlich’ Natur.
Oft nach erbittertem Kampfe nur,
Erwarb sich mancher sie und sprach zufrieden gerecht:
`Allein wer stets um dich kämpft, dem gebührst du zurecht!´
Freiheit haben ist klug,
Doch ist sie nicht genug.

Erfolg im Leben zählt für die meisten sehr,
Gar manchem ist er das einzige Begehr.
Reichtum, Ansehen, kurz der Glanz dieser Welt,
Nur wer zu bescheiden, dem dies nicht gefällt.
Erfolg er mit sich trug,
Doch ist er nicht genug.

Für `nen andren ist des Wunsches größtes Stück,
Was sich vereint in dem Wonneworte Glück.
Das Herz es hüpft, macht frohe Sprünge, juhe!
Die Seele ruht harmonisch, fern ist alles Weh.
Glück hab’ mit Recht und Fug,
Doch ist es nicht genug.

Die Dame Freiheit, der Herr Erfolg und die Sache Glück,
Im Dreierbund vereint, da erst ich mich wahrlich entzück`!
Wer eins hat, der ist vorangekommen schon,
Wer zwei vereint, steht einen Schritt vor dem Thron.
Doch erst wer das Trio sieht um sich unverhüllt,
Dessen Leben ist vollkommen, ist reich erfüllt!


Der Schein des Vertrauens

Manch einer echauffiert sich gar fürchterlich,
Wird sein Vertrauen missbrauch gar bitterlich.
Die moralische Entrüstung wirkt bald riesengroß.
So arg traf ihn mitnichten des Missetäters Stoß?
Es braucht viel Schauspiel, viel Trara und Show,
Wo nichts brennen kann, als ein wenig Stroh.
Schwer ist’s zu enttäuschen, wer uns wahrhaft vertraut.
Das Spiegelbild wird dann mit Schaudern nur geschaut.
Doch wer misstrauet uns von Anfang an,
Der hat nur `nen Anscheinsschaden daran.


Die Schöpfung

Am Anfang war das unaussprechlich’ Nichts.
Dann wurden Raum und Zeit geschaffen,
Sterne und Planeten durchkreisten bald das All.
Auf einem trat ein der gar wunderbare Fall,
Leben erschien, mit spärlich Waffen,
Im Angesicht des jungen Sonnenlichts.

Fruchtbar zeigte sich der Erdenball,
Grün mit Pflanzen bedeckt war seine lebendige Haut,
Und auch mit allerlei fruchtbar Getier ward sie angefüllt.
Das Lebendige aus jeder Ritze kam hervorgequillt.
Doch noch fehlte die Herrschaft, die nach allem trefflich schaut.
So trat ein, der notwendige Fall.

Die Krone der Schöpfung trat auf den Plan,
Der Mensch als guter Verwalter sowie Regent erschien.
Dies ist die Wahrheit von alters her.
Wer mit einem Auge nur besieht es, der tut sich schwer,
Doch in des eig’nen Wesens Tiefe, steckt’s bei jedem drin,
Dass die Gottheit allein baute daran!


Glaube und Wissenschaft

Der erste Schluck aus dem Kelch der Wissenschaft,
Schmeckt süß und gibt dem eigenen Ansehen Kraft.
So klug erscheint man sich selbst, braucht keinen Glauben mehr,
Bedauert die arme, naive Menschheit gar sehr.
Doch geht man tiefer in seinem werten Bestreben,
Und will an seinem Geisteswerke innig weben,
Dann wird’s um die stolze Gewissheit immer trüber,
Dahin ist das Gefühl, man sei der Welt nun über.
Mancher mag dabei verzweifeln, spürt den kalten Schweiß,
Macht die Einsicht sich breit, dass man im Grund nichts weiß!
Am Ende in der Tiefe aller Dinge scheint ein kleines Licht.
Geistig’ Natur erweist sich, bist nicht auf Versuchung du erpicht.
Es strahlt bald in nie gekannter Helle,
Reißt nieder alle Gedankenwälle,
Und offenbart sich wunderbar dem demütigen Auge allein:
Das seine Majestät schuf das ganze, Ehrfurcht gebietende Allsein!


Sprache

`Im Anfang war das Wort!´
So steht es wohl geschrieben;
Die Menschheit liest es dort,
Wo kluger Geist von der Gottheit angeregt,
Die Feder auf Pergament hat angelegt.
Es folgt die magisch’ Sieben.

Ein Schritt dem Schöpfer entgegen,
Tat irdisch Geschlecht verwegen,
Als einst die ersten wohlgeformten Klänge,
Der Kehle entsprangen, die zart’ Anfänge.


Alles nur Windhauch

Nur Windhauch, es ist nur Windhauch,
Nebelschwaden im Herbstwald,
Nacht und Wind,
Ritt auf klapprigem Gaul.
Ihr naht euch erbärmliche Lemuren,
Blitzender Stahl aus dem, was ich nicht sah,
Dahingegangen sind der Erscheinungen viele.
Nur Windhauch, es ist nur Windhauch.


Wecker

Wie hat mich doch in allzu früher Morgenstund`,
Geweckt die Stimme aus des Radiosprechers Mund?
War so ungeschickt ihn auf sechse einzustellen,
Die üble Nachricht konnt’ mir gleich den Tag vergellen.
Was als erstes nach dem nächtlichen Schlummer,
Bewusstsein trifft, verschafft nicht selten Kummer,
Den der Tag nicht vertreiben kann,
Drum denke ich nun stets daran:
`Nie stell den Wecker auf die volle Stunde,
So ersparst du dir manch’ unnütze Wunde!`


Herbstmorgen

Nichts Besseres weiß ich mir an klaren Herbsttagen,
Als in die Natur hinaus mich munter zu wagen.
Die kühle, würzige Luft, die kristallklare Sicht,
Begrüß’ am Gipfel bereits das liebe Morgenlicht.
Den Berg erstieg ich noch im Dämmerweben,
Entlang den erntereifen Rieslingsreben.
Dem Himmel dann nah zu sein,
Ist mein Begehr’ ganz allein.


Kindermund

`Ich hasse dich!´, das kleine Mädchen wütend spricht,
`Ich hab dich lieb!´, der Onkel spricht ihm ins Gesicht.
`Ich hasse dich!´, tönt die Kleine aufs Neue.
`Ich hab dich lieb!´, sagt er erneut ohn’ Reue.
`Ich hasse dich!´, kommt es von ihr jetzt noch einmal.
`Ich hab dich lieb!´, ist erneut seiner Worte Wahl.
`Ich lieb dich ja auch´, drückt sie sich an ihn lange,
Der streichelt ihr über Haar und rosa Wange.
Lasse dem Kind all seine Gefühle,
Das heiße ebenso als wie das kühle!


Katzenlektion

Die Katze genügt sich selbst allein,
Braucht kein Locken, keinen schönen Schein.
Sie schläft, sie frisst und gehorchet nur ihrem Willen,
Mag sie auf die Welt beizeiten gemächlich schielen.
So thront sie gern, ihre pelzige Majestät,
Die nichts von wilder Hektik und Trubel verrät.
Mit Neid blickt der Mensch auf’s edle Tier,
Spürt, was ihm selber fehlt, was nicht mehr hier.
Bei ihm ist doch alles nur kulturell Dressur,
Sein Wesen verlor er in der Erziehungskur.
Mancher erträgt keine Katze gern,
Und hält sie von sich selber ja fern.
Doch was kann das gute schöne Tier dafür,
Dass die Seele liegt hinter eherner Tür?
Grad vom Stubentiger kann man lernen,
Was wir erahnen nur aus der Fernen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen