Mittwoch, 15. Februar 2012

Spuk in Bürstegg

Es war zu der Zeit, als Bürstegg zwischen Lech und Warth noch eine ganzjährig bewohnte Siedlung war. Da soll, so wird erzählt, sich Folgendes zugetragen haben:

Einem Bauern, der ob der schweren Arbeit, besonders im Sommer, wenn viel und beschwerlich zu Heuen war, sich nicht selten dazu hinreißen ließ seinem Argwohn Luft zu machen, geriet sein Vieh nicht mehr ganz richtig. Wenn er denn müde und geschunden nach einem langen Arbeitstag noch in den Stall musste, dann fluchte er wie ein Pirat und sakramentierte dabei auch nicht gar schlecht. Allmählich wurde das Vieh immer unruhiger. Die Euter der Kühe schwollen mächtig an, als ob sie seit Tagen nicht gemolken worden wären, obwohl kein Tröpfchen Milch in ihnen war. Die Schafe drehten sich wild im Kreis und der Hofhund getraute sich nicht mehr in den Stall, wo er doch ansonsten der mutigste aller Hunde im ganzen Dorf war. Am schlimmsten jedoch erwischte es die Schweine. Die armen Kreaturen wurden von vielen Dämonen, die in ihre Leiber hineingefahren waren, regelrecht gepackt und mussten gegen ihren Willen rückwärtsgehen. Wie sehr sie sich auch dagegen sträubten und grunzten, als ob es zur Schlachtbank ginge; es half alles nichts. Kamen sie dann an eine Wand, so liefen sie dieser mit den Hinterbeinen voran entlang nach oben bis sie sich jämmerlich überschlugen. Es war ein gar übles Schauspiel, das mit den armen Tieren aufgeführt wurde. Anfangs trieben die Dämonen nur des Nachts ihre Unwesen, doch mit der Zeit war es auch am Tag zu jeder Zeit zu erleben. Die Leute des Ortes machten bereits einen großen Bogen um den Stall, wenn sie an diesem vorbeigehen mussten. „So kann es nicht weitergehen!“, sagte der Bauer zu seiner Familie eines Abends, als alle zum Nachtmahl, einem „körigen Riebl“, beisammensaßen.

Am nächsten Morgen läutete der Landwirt beim Gemeindepfarrer an und bat ihn um Rat, denn als der klügste Mann weit und breit würde er wohl wissen, was in solchen Fällen zu tun war. Hochwürden kannte seine Schäfchen und ihm war das Fluchen und Sakramentieren des Bauern wohlbekannt. Nachdem er ihm einige eindringliche Fragen gestellt hatte, meinte der Pfarrer hier seien höhere Mächte im Spiel, solche aus der unsichtbaren Welt. Die Kirche habe für solche Fälle ausgesprochene Spezialisten zur Hand. Ein solcher wohne unten im Bregenzerwald, in Bezau. Es handle sich um den weitum bekannten Kapuzinerpater, der von allen nur „Jaköble“ genannt wurde und sich mit Dämonen, Hexen und allerlei Teufelsbrut auskenne.

So begab sich der Bauer so bald als es ihm ausging über das Auenfeld und Schröcken in den „Wald“ hinunter, um den Pater aufzusuchen. Dieser erkannte bereits an der Erscheinung des Hilfesuchenden, um was für eine Art von Mensch es sich bei ihm handelte und das geschilderte Problem schien ihn auch nicht im Geringsten zu überraschen. „Gehn wir! Ich habe meine Sachen dabei!“ Mit diesen Worten packte der Mönch eine Tasche, die er sich umhängte und dann ging es los, hinauf in die hohen Berge des Tannberggebietes. Am Hof des Bauern angekommen begab sich der Pater sogleich in den Stall, um sich einen Überblick über die dortige Dämonenlage zu verschaffen.

„Aha, die Schweine. Das wundert mich nicht! Böse Geister haben eine Vorliebe für solche. Hat unser Herr ja auch eine Legion Dämonen aus einem Leidenden ausgetrieben und ihr gestatten in die Leiber einer großen Schweineherde zu fahren, die sich dann selbstmörderisch in den See Genezareth gestürzt hatte.“ Als gutem Kirchgänger war auch dem Bauern das fünfte Kapitel des Markusevangeliums bekannt, in dem dieses erstaunliche Ereignis geschildet wird. Das „Jaköble“ öffnete nun seine Tasche, holte einige spezielle Werkzeuge hervor und begann mit seiner Arbeit. Die Stalltüre wurde geschlossen und der Kapuziner war nun mit dem Getier und den in diesem tobenden Geistern alleine. Man hörte Getrampel und Gekreisch, die Balken bogen sich und mehrmals wurden große Gegenstände gegen die Bretterwände geworfen, so dass bald eine ganze Schar an Menschen sich um den Stall versammelt hatte. Es war das Spektakel des Sommers und keiner wollte sich dieses entgehen lassen, geschah doch in einer so abgelegenen Berggegend wenig genug. Verschwitzt aber zufrieden trat nach einer ganzen Weile der Mönch aus der Türe und meinte es sei nun Schluss mit dem Spuk. Den Stalleigentümer nahm er sich nun aber unter vier Augen vor. Der Bauer beichtete reumütig seinen Hang zum bösen Fluchen und zur „Sakramentiererei“, die ja geradezu ein Einlasstor für die Geisterwelt unliebsamer Art sei, wie das „Jaköble“ streng bemerkte. Der Bauer versprach Besserung. Im Kampf mit den Dämonen habe er, der Mönch, erfahren, dass an dieser Stelle früher eine Kapelle gestanden habe, bei der eine arme Seele habe geistern müssen. Einige Steine davon seien wohl für den Bau des Stalles verwendet worden. Kein Wunder, dass es da nicht mehr viel brauchte, um alle möglichen Gestalten aus der Geisterwelt anzulocken. Daraufhin errichtete der Bauer ein Kreuz neben dem Stall und jedes Mal, wenn er nun zu seinem Vieh ginge, spräche er einen guten Gedanken bei dem Kreuz aus. Der Kapuziner blieb noch über Nacht, da die hereinbrechende Dunkelheit den Heimmarsch nicht ratsam erscheinen ließ.

Wohin habe er denn die Dämonen gebannt, wollte die Bauersfrau am nächsten Morgen wissen, als das „Jaköble“ sich auf den Weg machte. „Dorthin wo man in dieser Gegend alle Geister hinzubannen pflegt – auf die Kanisfluh hinauf!“, gab dieser zur Antwort und verschwand bald hinter einer Kehre des Weges unterhalb des mächtigen Karhorns, das in den Strahlen der hellen Morgensonne einen herrlichen Anblick bot. In dem Stall in Bürstegg hat es von da an niemals mehr gespukt.

Freitag, 30. Dezember 2011

Gedichte VIII

Irrtum
Leicht fällt es den Irrtum zu bewahren
Und zu sichern wie eine feste Burg.
Höheren Geist braucht’s zur Wahrheit,
Wenig Volk kann man so um sich scharen.
Ist doch keiner von uns wie ein Demiurg,
Und Geist fördert die Eitelkeit.
Kritisier nicht, was als gewöhnlich erkannt,
S’besteht zu der Zeit in jedem Land.

Natur und Kultur
Jean Jacques Rousseau, der war ein kluger Mann,
Der auf des Menschen Natur sich besann.
Die Kultur war ihm ein Graus,
Verdirbt uns alle, die Laus.
Gesellig sei der Mensch, sagt man heut.
Wenn man diesen Satz mal nur nicht bereut.
Es ist alles eine Frage der Weltsicht allein.
Wer wollte hier schon letztgültiger Richter sein?

Zufriedenheit
Zufriedenheit, wozu soll sie nützlich sein?
Sollen wir uns begnügen, bescheiden sein?
Nein, es ist doch gut, wie die Welt uns begießt.
Harmonie zerstört mehr, als sie fördernd ist.

New-Age-Geschwafel
Erleuchtung ist ein Irrweg, geh ihn nicht!
Am Ende bist du nichts, nicht mal ein Wicht!
Erfüll die Dinge, die du brauchst voll und ganz,
Lasse die Energie nicht verloren gehen,
Bleib hungrig, lass deine Augen alles sehen,
Glaub nicht an Karma und Seelenwanderungstanz!

Unfall
Es steht Herr Bommelmann,
An der Ampel dann.
Sieht `nen Kasperl im Mönchsgewand,
Der da in Trance ums Eck verschwand.
Krabumm, Krabumm! Was war das für ein Lärm?
Bommelmann steigt aus, so was sieht er gern.
Der Hare-Krishna liegt dort plattgefahren,
Herbeigelaufen kommen Menschenscharen.
Bommelmann, der fröhlich lacht,
Hat sich dabei bloß gedacht:
„Ja, ja, das kommt vom vielen, vielen Beten,
Rauchwerk, Gemüsekost und Geisterfeten.
Ja Gott sei Dank, ich bin nicht so,
Bin glücklich und auch lebensfroh!“

Freitag, 30. September 2011

Der Goldmacher vom Hinterwald

Zwischen den Bregzenzerwälder Gemeinden Au und Schnepfau erhebt sich einer der markantesten Berge Vorarlbergs – es ist die über 2000 Meter hohe wuchtige Kanisfluh, die den Hinteren vom Mittleren Bregenzerwald trennt und seit jeher auch ein Berg war, der die Fantasie der Menschen angeregt hat. Es begab sich nun vor vielen Jahrhunderten, dass ein „Goldmacher“ auf der Flucht in das abgelegene, damals noch schwer zugängliche Tal kam. Es heißt er sei aus Venedig gewesen, habe dort dem Dogen und dem hohen Rat Versprechungen gemacht, er könne den Niedergang der Stadt aufhalten und ihr zu neuem Reichtum verhelfen. Mit der Entdeckung Amerikas und dem Verlust der Levante, war Venedig nämlich allmählich seiner herausragenden Stellung verlustig geworden, auch der Reichtum war nicht mehr jener der alten Tage, und die aufwendig lebenden Bewohner der Lagunenstadt sehnten sich nach leicht verdientem Geld. Dieser „Goldmacher“ versprach nun für solches zu sorgen. Er ließ sich auf Kosten der Stadt eine ganze Zeit lang auf das Aufwändigste aushalten, doch als er seinen Worten Taten folgen lassen sollte, war es damit nicht weit her und er konnte gerade noch sein nacktes Leben retten, als der wilde Pöbel und an seiner Spitz die Stadtwache versuchten ihn in Bande zu legen und in die gefürchteten „Bleikammern“ zu sperren.
Dieser weit gereiste seltsam aussehende Mann, kam nun mit einem Gespann von vier Rappen und einer Equipage im Hinterwald an. Es versteht sich von selbst, dass er bald das Gespräch der einfachen und weniger einfachen Leute des Tales wurde. Die einen hielten ihn für den Leibhaftigen persönlich, andere konnten sich ob seines farbenfrohen Aussehens und seiner extravaganten Kleider vor Lachen nicht mehr halten. Am Dorfplatz zu Schoppernau gab nun dieser seltsame Mann eine „Zaubervorstellung“, er spielte seine Taschenspielertricks aus und bald glaubten die meisten, es handle sich um einen großen Magier, einen berühmten Mann aus der Ferne. Kaum einer glaubte, dass es sich dabei nur um Geschicklichkeit und gute Menschenkenntnis handeln konnte. Keinen Hehl machte er auch daraus, dass es ihm ein Leichtes sei, jedes beliebige unedle Metall in pures Gold zu verwandeln. Nachdem der Mann im besten Wirtshaus des Orts abgestiegen war und allerlei Gerüchte über seine magischen Fähigkeiten in Umlauf gebracht hatte, traf ein kaiserlicher Bote aus Bezau ein, der die Nachricht brachte ein Scharlatan habe sich in den Hinterwald begeben und werde nun von höchster Stelle gesucht. Es war eine hohe Belohnung auf den Gesuchten ausgesetzt. Die Bauern des Ortes drangen nun wütend mit Mistgabeln und Sensen bewaffnet zum Wirtshaus vor und verlangten, dass der „Goldmacher“ sich zeigte. Dieser war zuerst erschrocken, trat dann aber im ersten Stock auf den Balkon seines Zimmers und versuchte die Leute zu beruhigen. Diese waren jedoch mehr al außer sich vor Wut und verlangten, dass ihnen eine Kostprobe des „Goldmachens“ gegeben werde, sonst würden sie den „Welschen“ sogleich an die strenge Obrigkeit ausliefern. Der Scharlatan wusste nun freilich weder ein noch aus, bisher war er immer schneller als seine Verfolger gewesen und hatte die Stätte seines jeweiligen Wirkens immer noch rechtzeitig zu verlassen vermocht. Und gerade hier in dieser abgelegenen Gegend sollte man ihm nun sein Handwerk legen?! Die Bauern drangen nun in wildem Geschrei in des Mannes Stube ein und zwangen ihn mit ihnen zum Vorsteher zu kommen. Dort wurde er sogleich in den feuchten Gemeindekarzer gesperrt. Er hätte nun drei Tage Zeit, um den kleinen Raum mit Gold zu füllen, sonst würde er der strengen Justiz übergeben, hieß man ihn. Man gab ihm genügend Alteisen in seine Zelle, damit er die „Verwandlung“ vornehmen könne, wenn er denn dazu in der Lage sei.
Der erste Tag ging vorüber und dem Goldmacher wollte nichts einfallen. Des Nachts konnte er nicht schlafen, sinnierte wie wild mit sich selbst herum, doch es war zum Verrückt werden, er fand keine Lösung für seine Misere. Am zweiten Tag begann er zu beten, vielleicht würde sich der Himmel seiner erbarmen. Doch vergeblich – der Himmel wollte heute nicht auf ihn hören. In letzter Anstrengung rief er dann doch den Widersacher Gottes, den Teufel, an, ob er ihm denn nicht helfen möge. Und siehe da, kaum war er dreimal gerufen, erschien der Fürst der Hölle in schwarzem Frack, Spitzbärtchen und obligatorischem infernalen Grinsen. „Ihr habt mich gerufen?“, begann er ganz harmlos. „Ihr wisst, um was ich euch bitte“, kam die Antwort des Verzweifelten. „Gewiss, so ihr mir eure Seelen nach eurem irdischen Ableben geben wollt, so sollt ihr nun die Fähigkeit besitzen Unedles in Edles zu verwandeln“. Trotz seiner Schlechtigkeit hatte der Mann anfangs Skrupel so seine Seele für die Ewigkeit zu verkaufen, denn auch er hatte einst eine Unterweisung in der christlichen Religion erhalten, wenn sie auch schon lange in Vergessenheit geraten war. „Nun gut“, sagte er nun, „so soll es denn sein!“. Der Packt wurde schriftlich gemacht und mit Blut unterfertigt, wie es sich für einen ordentlichen Höllenbund gehört. In einer Rauchwolke verschwand der Teufel und als nun der Mann, der sich wieder gesammelt hatte, denn er war ordentlich erschrocken über die Erscheinung und wusste nicht Recht, ob er gewacht oder geträumt hatte, nahm er eine alte gusseiserne Pfanne, sprach die vom Teufel übermittelte Formel und siehe da, in purem Gold glänzte das gute Stück. Sogleich wurden alle ehernen Gegenstände der Gefängniszelle in Gold verwandelt und den erstaunten Leuten des Dorfes übergeben. Nun war der Goldmacher der Held der Gegend! Die Menschen kamen von überall her, um ihn zu sehen und sich von ihm das eine oder andere Stück vergolden zu lassen.
So vergingen die Jahre, der Goldmacher lebte in Saus und Braus und genoss gewaltiges Ansehen, wenn er auch den meisten nicht geheuer war, so wurde er doch nicht gemieden, sondern von jedem freundlich gegrüßt und oftmals eingeladen. Als der Mann alt geworden war, sein Körper nicht mehr so wollte, wie in seiner Jugend, spürte er die kalte Hand des Todes auf seiner Schulter. Erschrocken wachte er in dieser Nacht noch rechtzeitig auf, begab sich in Windeseile zum Herrn Pfarrer, der nicht schlecht schaute, diesen „Welschen“ vor seinem Haus zu finden und das mitten in der Nacht! Der Pfarrer hatte das Volk immer vor dem Goldmacher gewarnt, wenn auch vergeblich, es ginge nicht mit rechten Dingen zu und des Himmels Segen läge nicht auf diesem. Kreidebleich bat der Goldmacher um die Beichte. Der Gottesmann hörte sich nun die ganze Lebensgeschichte und kam so hinter das Geheimnis des fremden Mannes. Nun, er erteilte ihm die Absolution, meinte aber dies reiche nicht, der Bund mit dem Satan sei gültig. Es gäbe jedoch eine Möglichkeit, dass er die Ewigkeit zwar nicht im Himmel, so doch auch nicht in der Hölle verbringen müsse. Begierig ließ sich der Goldmacher von Hochwürden unterweisen, dass wenn er viele Messen lesen ließe, das Goldmachen ließe, alles, was er besaß den Armen geben würde und dazu seinen Kopf vor dem Schlafengehen mit Weihwasser wüsche, dann könne er der Gnade teilhaftig werden als Geist die Ewigkeit zu verbringen, oben auf der Kanisfluh, wo man im Wald die Geister hin zu bannen pflegte, wie im Walgau in den Lünersee.
Dies alles tat nun der Goldmacher, er wurde der beste Christenmensch, den man sich nur vorstellen konnte, besuchte eifrig die Messe, gab alles den Armen und wusch sich den Kopf des Abends mit Weihwasser. Als nun in einer dunklen Nacht bei Blitz und Donner der Gevatter Tod an sein Bett kam, um sein irdisches Dasein zu beenden, hauchte der Goldmacher seinen Geist aus. Sogleich wollten zwei Gehilfen des Satans diesen mit sich in die Unterwelt nehmen, doch zwei Englein bewachten ihn und geleiteten ihn sicher auf die hohe Kahnisfluh, wo es ohnehin schon wild um diese Zeit zuging, da allerlei Geistervolk, seit Urzeiten auf diese gebannt, bereits ihren Spuk dort trieben.
Noch lange gingen im ganzen Hinterwald Anekdoten des „Goldmachers aus Venedig“ um, der nun als Geist auf der Kanisfluh sein Dasein fristet, bis er vielleicht doch noch eines Tages seine Erlösung findet.

Montag, 25. Juli 2011

Sprichwörtliches

Wenn jemand uns das Blaue vom Himmel erzählt,
Und uns einen Bären aufbindet,
Uns über den Tisch zieht,
Und das Fell über die Ohren zieht,
Dann wird der Hund in der Pfanne verrückt.

Dann will man nichts schuldig bleiben,
Sich kein Blatt vor den Mund nehmen,
Demjenigen die „Wadln fiere drahn“,
Die Leviten lesen und ihm zeigen,
Wo der Bartl den Most holt.

Legt der andere jedoch einen Zahn zu,
Setzt der Sache die Krone auf,
Überspannt er den Bogen und
Setzt ein teuflisches Grinsen auf,
Dann schlägt das dem Fass den Boden aus.

Steckt dann Sand im Getriebe,
Läuft die Sache nicht mehr rund.
Doch schießen wir nicht mit Kanonen auf Spatzen,
Und drücken ein Auge zu,
Dann sind wir wieder gut.

Donnerstag, 30. Juni 2011

Gedichte VII

Was ist dir die Wahrheit?

Wie hältst du’s mit der Wahrheit? Sprich!
Wenn all die Welt steht gegen dich?
Wenn keiner mag mehr zu dir stehen,
Und plötzlich siehst dein Glück vergehen?

Es spricht sich leicht von der Moral,
Im Denken zeigt sich oft wenig Qual.
Im Tun allein, liegt wahres Sein,
Rechtes Handeln bringt oft Seelenpein.

Mag Wahrheit sein dein höchstes Gut.
Bedarf besteht nach hohem Mut,
Wenn andrer Wert steht ihr entgegen.
Wer besteht dann, wer bleibt verwegen?


Was ist mein?

Ich weiß nichts gehört mir auf Erden
Als meine Gedanken,
Die ein liebes Geschick ließ mich denken
Und machtvoll und ohnmächtig ließ mich werden.


Sei ruhig Welt

Geschundene Welt magst ruhig schlafen,
Die Pfeile, die dich lange trafen
Werden nicht auf ewig in dir stecken bleiben.
Schon seh ich Wasserquellen und saftge Weiden.
So wie es vor langer Zeit
Weise haben prophezeit.


Heuschrecke

Auf einem Stein im rauschenden Gebirgsbach
Saß eine Heuschrecke.
Sie schaute voller Erstaunen, doch da ach!
Von der Himmelsdecke
Kommt ein knorriger Ast geflogen.
Da hat sie sich dem Ort entzogen.


Ein Trost

Im Sommer, wenn ich nicht mehr hier,
In fernem Lande weile, wo schlecht das Bier,
Trösten mich Natur und des Meeres Zier,
Und ganz gewiss der Mund von dir.

Donnerstag, 3. März 2011

Ein glücklicher Menschen

Erkenne, was redlich, ehrlich, echt und wahr,
Enthalte dich der Ansicht der Weltenschar.
Frei von allem, erkennst der Dinge Sein,
Das unschuldig‘ Auge sieht frei von Schein.

Mache nur Fehler, lerne und tu es nicht wieder.
Akzeptanz der Welt und von sich selbst, macht nicht bieder.
Was unvollkommen, soll doch nach dem Höchsten streben,
Ohn‘ Bedauern, erspart‘s Frust und bringt reichlich Segen.

Ein Mensch, der nach einer Formel lebt,
Wer nach fremden Belohnungen strebt,
Ist weder frei noch spontan und nicht natürlich,
Ist für sich und die Welt allemal gefährlich.
In der spontanen Einfachheit,
Liegt, was dich ausschließlich befreit.

Trenne den Menschen vom Problem,
Ist’s auch nicht gerade bequem.
Sieh, dass nicht der andere ist die Last,
Schwierigkeit‘ hat uns alle angefasst.
Dehne den Rahmen der Betrachtung aus,
Diene dem Ganzen darüber hinaus.

Steh überm Kampf, sei objektiv.
Lass dich nicht herab derart tief,
Dass du bist beherrscht vom Umstand der Welt,
Der freie Wille, der alleine gefällt.
Auch sei dir immer teuer die Privatheit,
Von unnütz’ Beachtung bis du dann gefeit.

Sei auch motiviert vom Bestreben stets zu waschen,
Sonst treiben Bedürfnisse mit dir ihre Faxen.
Du bist dann befreit von Umwelt und Kultur,
Folgst nur dir selbst und deiner eigenen Uhr.

Erkenne stets neu, was dir zeigt das pralle Leben,
Die Wertschätzung sei nie verbraucht, bereits vergeben.

Übersteig‘ die sinnlich‘ Erfahrung ohn‘ sie zu meiden.
Und ebenso was der teure Verstand kann dir zeigen.
Tauch in das Mystisch-Göttliche ein,
Lebe in der Welt des wahren Sein‘.

Fühle die Verbundenheit mit allen Menschen an jedem Ort,
Eine Familie ist das Erdenvolk, liebe jegliche Sort’.

Innig sei dein Verhältnis zu den deinen,
Lass Fürsorge, Verbundenheit nur scheinen.

Fern sei dir aller Despotismus,
Gerechtigkeit schlägt Egoismus.

Das Mittel zählt ebenso wie der Zweck,
Denke grade und nicht um die Eck’.

Lache nie über eines anderen Schwäche,
Auf dass es sich nicht einmal an dir räche.
Philosophisch’ Humor ist anzustreben,
Auf Spötter mag kein Edler etwas geben.
Schallendes Gelächter sei dir fern,
Ernstfreundlich’ Lächeln, das habe gern.

Kreativität des Seins, wie sie Kinder haben,
Das gehöre stets zu deinen gebräuchlich Gaben.

Passe dich nicht an. Was verbiegt dein Wesen,
Halte dich nicht auf mit zu vielem Lesen.
Sieht über die Kultur und Welt hinaus,
Treibe nicht mit den anderen Geister aus.

Unterlieg‘ nicht der Illusion,
Dem Streben nach der Perfektion.
Habe dich lieb mit allen Fehlern,
Dann brauchst du nichts zu verhehlern.

Sei dir deiner Werte bewusst, halte dich an sie,
Verrate nur keinen Teil von dir, das mache nie.

Am End‘, lös die Dichotomien auf,
Schau Gott und trink ein gutes Gläschen drauf.

Dienstag, 1. März 2011

Mundartgedichte I

(Gedichte in Vorarlberger Mundart)

Am Rhi

Wenn i stand am Rhi
Und ume schau id Schwiez,
Denk i all a di
Und a din markant Witz.
Mir hond so manche Stund döt vrbrocht,
Und manch Sach heat im Geist döt ahgfocht.

Wenn du denna vom Kriag vrzelt heascht,
Vo harta aber herzlicha Zitta,
Wiad usghoba heascht a Feindesneascht,
Und doch net könna heascht s‘ verlitta,
Sie gfanga z’nia in an sichera Tod.
All‘ sind darvo, durch di mit knappa Not.

Du heascht mir zoagt, was as hoast an Mensch z’si,
Zur Moanig sto mit Globa und Muat:
`Vertrau uf an Herrgott und oh uf di!´
Vor dir, do züch i immer da Huat.
Koa Angscht vor irgendoanam andra,
So ka ma guat durchs Leaba wandra.

Jetzt bischt o lang scho untr dr Erd,
Und schauascht uf d’Wealt vo oba acha.
An End heat alls, und doch an Wert.
Amol wör`mr widr zemma lacha!
Bin dankbar, d’Zit mit dir isch schöa gsi,
Si kut mir all in Sinn, dun am Rhi.

Käsknöpfle

Was duftat so herrlich us da Kuche?
Es rinnt mr s’Wasser glei zemma im Mund.
Gleich isch’s vorbei mit da wundrig Suche,
Im Ofa stot da Hafa, der isch rund.

Goldig geal und glänzig, lachen sie mia a,
Druf da Käs, d‘Mischig us mild sur und räß,
Am End kunnt noch an Schöpf druf voll mit Zwibla,
Und schwarza Pfeaffr vollendat das Häs.

Dazua Grumparasalot und guata Moscht,
S’isch an Hochgenuss für das G’müat und für an Maga.
Was des isch? Mine allerliabschte Leibkoscht,
Käsknöpfle, a deana möchte i mit ständig laba!

Narrazitt

Die füft Johreszitt isch jetzt do,
Isch närrisch is Land icha ko,
Heat vrkleidat si, ma kennt se guat,
Mancher tret jetzt gär an bunta Huat.

Manchs Rǻthus kriagt an neua Herr,
S’fallat dr Bürgrschaft net schwer.
Denn wo d’ Narra hond übrnoh da Stadtschlüssel,
Döta regiert da Humor us vollr Schüssel.

Am Umzug freun si Jung und Alt,
Koa oanzigs G’müat bliebt dabei kalt.
D’Guggamusig und o d’Mäschgalar,
Triebn’s ghörig wild in großr Schar.

Gǻt si denna o amol zu End,
Und sind mr scho i d’Faschtazitt grennt,
Warta mr gschpannt, bis as erneut isch so wiet,
Bis sie widr kunnt dia mögig‘ Narrazitt.