Sonntag, 30. Mai 2010

Der Heilige Fridolin

In uralten Zeiten, als im Dunkeln die Geschichte webte ihr Kleid,
Die Menschen in tiefstem Heidensumpf trugen ihr Leid,
Ward ein gar frommer Mann von Gott berufen,
Werke zu tun, wie sie die Heil’gen schufen.
Mit fränkisch Namen, doch aus Irland, so die Tradition.
Wilde Alemannen zu bekehr’n, war die Mission.

Sein Landsmann Kolumban ging ihm bekehrend voran,
Im Kloster Luxeuil begann Fridolin die Laufbahn.
Auch wohnte er der Taufe des Frankenkönigs Chlodwig bei,
Der Weg zum Christussieg über die Heiden war damit frei.
Noch in Gallien mit viel Geschick und Enthusiasmus,
Drängte er zurück den lästerlichen-ketz’risch Arianasmus.

Des Fridolins großes Ideal im Bekehrungsfragen,
War der Heilige Hilarius, der es mochte wagen,
Im Disput alle Irrtümer auszuräumen,
Brachte er auch die Gegner zum wilden Schäumen.
So pilgerte der fromme Ire einstmals nach Poitiers gen Westen,
Um zu beten an des Hilarius sterblich’ Überresten.

Doch als er sah dessen Kirche dort in Trümmern liegen,
Gelang es ihm mit Gespür das Volk so weit zu kriegen,
Dass das Gotteshaus von neuem erstand in hellem Glanze,
Im Himmel droben spielten die Englein auf zum Tanze.
Der König schenkte ihm obendrein viel wertvoll Gut,
Fridolin selbst fasste nun noch weitaus größeren Mut.

Einst legte sich der fromme Glaubensmann unter einen Baum und schlief,
Da erschien ihm ein Gesicht Gottes, das seinem Wesen nach sehr tief.
Eine gar liebliche Insel umflossen von einem Strome schnell,
Dort sollt’ er hinziehen, war ihm geboten, das sah er ganz hell.
Aufgewacht, war ihm nun klar, was seine zukünftige Mission.
Denn alles andere, mit Gottvertrauen, das richte sich schon.

So kam er den Rhein entlang bis in die Berge, bis nach Chur,
Wo er den Bischof befragte und so von diesem erfuhr,
Dass die Insel, wie im Traume erschienen, läge im Alpenflusse.
Fridolin findet sie, gründet das Kloster und gönnt sich keine Muße.
Heute kennt man den Ort unter dem Namen Säckingen am Rhein,
Damit lasse ich die Geschichte aber noch mitnichten zu Ende sein.

Denn mehr noch erzählt man sich von dem berühmten Mann.
Wir wollen sehen, was dieser sonst noch alles kann.
Chlodwig der große Frankenkönig, schenkte ihm die Insel, die er gefunden,
Dies alles wurde offiziell und amtlich gemacht mit Siegeln und Urkunden.
Der Kanton Glarus wurde von Fridolin zu Christus gebracht,
Die Hilariuskirchen haben den Kantonsnahmen gemacht.

Auch ein Edelmann mit Namen Ursus schenkte Fridolin reich’ Besitz,
Doch als der Schenker ging von dieser Welt, trat dessen Bruder auf wie ein Blitz,
Bestritt die Schenkung, forderte alles für sich ein.
Da konnte Fridolin nun nicht mehr sanftmütig sein.
Es kam zum Streit vor dem Gerichte zu Rankweil,
Ausgegraben war das rechtliche Kriegsbeil.

Das Gericht konnte den Fall daselbst nicht entscheiden,
Es bräuchte Zeugen, das ließe sich nicht vermeiden.
Landolf der Habsüchtige, sah sich schon als Sieger,
Da hülfe doch nichts mehr dem frommen Gotteskrieger.
Doch dieser vertraut’ auf den Herrn und dessen Gerechtigkeit,
Macht’ sich nach Glarus auf und steht bald vor Ursus Grab bereit.

„Steh auf von den Toten, ich brauche dich noch!“
Gebot er dem Verschied’nen im Grabesloch.
Das Gerippe erhebt sich und folgt ihm zum Richterstuhl,
Auf dass Landolf sich ja nicht in seinem Triumphe suhl’.
Bleich wird dieser, erstarrt ist sein Angstgesicht.
Überzeugt hat des Toten Spruch das Gericht.

Landolf wurde nun ein innerlich Bekehrter und bat ihm zu verzeihn,
Ebenso setzte er nun den Fridolin als rechtmäßig’ Erben ein.
So blieb über Jahrhunderte ein Viertel des Glarus in Säckinger Besitz bestehen,
Bis sich loskaufte der Kanton, das konnte man dann 1395 sehen.
Bis heute sieht man zu Säckingen jährlich eine farbenprächtige Prozession,
Mit Fridolin im Silberschrein, der erhielt von Himmel und Erde so reichen Lohn.

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