Dienstag, 29. Juni 2010

Der Exorzist

In längst vergangenen, fast vergessnen Tagen,
Tief im schönen Bregenzerwald,
Lebte ein bekannter Kapuzinerpater,
„S`Jaköble“ genannt, dem mochte man gern klagen.
Für Ungemach wusst’ er Rat bald,
Diente den Menschen als weiser Geistesvater.

Doch neben dem Benefizieren
Und sehr klugen Kopf in Glaubensfragen,
Hatte er seine große Spezialität,
Half kräftig Menschen und den Tieren.
So hörte man von nah und fern sagen,
`Weh dem Geist, der an den Exorzisten gerät!´

Ein bös’ Geist, der Unwesen trieb in Doren,
Sträubte sich gar fürchterlich,
Gegen des Paters rasch’ Intervention.
Zerkratzte ihm Gesicht und auch die Ohren,
Das Gezänk war schauderlich,
Doch obsiegte der Fromme endlich schon.

Bannte ihn mit mächtiger Gewalt,
Und Autorität durch Jesus Christ,
Nach Schröcken, in das hinterste Tal tief hinein.
So wurde der Sündenpreis bezahlt,
Und solch eine Tat man nicht vergisst.
Noch bekannter war nun das Kapuzinerlein.

Einmal in einem Haus in Bezau,
Schrie und rumort’s im Keller unerträglich,
Der Lärm war bald nicht mehr auszuhalten.
Es grunzte wie eine irre Sau.
Da versagte alles was man tat kläglich.
Und man musst’ sich ans Jaköble halten.

Dieser in der Not schnell herbei gerufen,
Begab sich in das muffig’ Untergeschoß.
Und fand dort eine schrecklich-große Sau.
Die tobte, stampfte wie ein Tier mit Hufen
Und ging sogleich zum Angriff, Satan war los!
Doch der Pater war für sie viel zu schlau.

Die Bewohner waren arg in Sorge,
Ob des wahren Höllengeschrei’,
Fürchteten sie doch um des Paters Leben.
Dann ward es still, Hoffnung man sich borge!
Ein Schrei? Jetzt ist es wohl vorbei!
Der Weinstock trägt jetzt nie mehr seine Reben.

Aber nein, schon vernahm man klobig-schwere Schritte.
Gebadet in Schweiß und mit hochrotem Kopfe,
Kommt s`Jaköble in die Stube herauf.
Man reicht’ ihm Speis und Trank, er hatte viel Verlitte.
Den Dämon packte er hart bei seinem Schopfe,
Schwer geht des guten Mannes heißer Schnauf.

„Gebannt hab ich ihn auf die Kanisfluh“,
Sprach er sich langsam erholend.
„Der treibt niemals sein Unwesen mehr!
Die Sau war schwerer wie eine Kuh.“
Die Kutte war nass und elend,
Innen und außen ebenso sehr.

Nie hatte er so viel Verlitt,
Zeitlebens ginge es derart noch nicht zu.
Wer hatte dem Bösen nur Einlass gegeben?
Denn als er mit dem Dämon stritt,
Erfuhr er Gotteslästerungen, im Nu.
„Lasst das Sündigen, dann wird’s das nicht mehr geben!“

Sprach er und die Leute nahmen sich’s zu Herzen.
Man schwor nun nicht mehr zu fluchen,
Das Wort Gottes auch öfter zu lesen.
Wer will es sich schon mit dem Herrgott verscherzen?
Man will das Seelenheil suchen.
So war das Unheil, Unheil gewesen.

Ein andermal begab es sich in Bürstegg,
Da war es in einem Stalle nicht ganz richtig.
Das Vieh wurde arg geplagt und vor allem die Säue,
Zwang ein Geist rückwärts zu geh’n auf ihrem Weg.
Und kamen sie an eine Wand, das ist wichtig!
So verließ sie allesamt die natürliche Schläue.

Mit den Hinterbeinen zuerst, gingen sie nach oben,
Bis sie sich erbärmlich überschlugen.
Es war nicht mehr mit anzusehen,
So hat der Eigner sich in den `Wald´* hinein geschoben.
Sucht’ den Hexenpater auf, den klugen,
Und bittet ihn mit ihm zu gehen.

Man kommt an bei dem schwer-verhexten Stalle,
Treibt gewandt der Dämonen mehrere aus,
Und alles geht wieder in geordneten Bahnen.
Ratgemäß geht man nicht mehr die Falle,
Flucht nicht mehr und spricht gute Gedanken aus.
Solches musste man einbeziehen in sein Planen,

Dass einst zum Bau des Stalles ohne viel Bedacht,
Steine einer Kapelle genommen waren,
Wo, so meinte der Kapuziner möglicherweise,
Einer habe geistern müssen wohl jede Nacht.
Doch ein Kreuz und gute Worte, die bewahren
Davor dass es spuke auf so erschreckende Weise.

Das Jaköble kam dann später nach Feldkirch hinaus,
Um dort zu tun seinen Dienst im Kloster gut.
Doch kam lange noch aus dem Bregenzerwald,
Viel Volk und suchte ihn im fernen Ordenshaus,
Auf um Rat und, wenn einen verließ der Mut.
So kannte man ihn im ganzen Land gar bald.

* Bregenzerwald

Montag, 7. Juni 2010

Fidelis von Sigmaringen

Zu Sigmaringen ward einem Wirt ein Sohn geboren,
Der zeigte, dass er für Vaters Beruf war verloren.
Es zog ihn schon früh zu den Büchern hin,
Das Licht des Geistes war es, das ihm schien.
Noch kannte jeder ihn als Markus Roy,
Er galt als Menschenfreund, war fromm und treu.

Bald zog es ihn zum Studium der Rechte,
Nach Freiburg hin ins Gelehrtengefechte.
Im Elsass ließ er sich dann nieder,
Als Advokaten sah man ihn nun wieder.
Doch das Fromme zog ihn fort von dieser Profession,
Moral und Tugend vermisste er dort eben schon.

Schon während des Studiums mit großer Herzensfreude,
Bereiste er in Gesellschaft gleich gesinnter Leute,
Die Länder Europas und zeichnete sich aus,
Als von edlem, keuschen Lebenswandel durchaus.
Nun fasste er endgültig den Entschluss,
Mit dem weltlichen Leben sei nun Schluss.

So trat er bei den Kapuzinern ein,
Lässt’s schmutzig’ Advokatendasein sein.
Wird ein Priester ehe er anlegt das Ordensgewand,
In theologischen Dingen blüht bereits sein Verstand.
„Treu bis in den Tod“, das wird sein Lebensspruch,
Ist für ihn nicht, war für andre oft ein Fluch.

Nach vielen gut geführten Ordensstationen,
Kommt er in die österreichischen Nationen.
In Feldkirch lebt er nun im Ordenshaus,
Und zeichnet sich durch Mut und Klugheit aus.
Bekehrt mit flinker Zunge die Fortgerannten,
Die abtrünnig gewordenen Protestanten.

Offen ging er des Volkes Laster an,
Sprach direkt und ganz ohne falsche Scham.
Nicht der Ruf, das Anseh’n der Menschen war ihm teuer,
Nur der Seelen Rettung, dafür brannte sein Feuer.
Sah er doch wie viele lebten ohne Gott,
Und hatten für das Gute nur übrig Spott.

Beten ohn’ Unterlass und die Armenhilfe nur,
Waren es denen er folgte, das war seine Spur.
Bald schon erblickte man in ihm den Gerechten,
Schwer war’s ein Streitgespräch mit ihm auszufechten.
Auch in fernen Rom hörte man von ihm da schon,
Gab ihm die katholische Predigermission.

In die nahe Schweiz wurde er gesandt,
Wo das Volk dem hiesigen zwar verwandt,
Doch sich vom Papst in Rom oftmals hat wegbegeben.
Fidelis sollt’ ihnen bringen den wahren Segen.
Obgleich er sein jähes Ende nahen sah,
Ging er hin und ließ kommen, was dann geschah.

Im Prättigau war er besonders groß, der Hass,
Man wollte Fidelis hingeben dem Volkesfraß.
Hinterlistig und hartherzig wie er ist,
Konspirierte er, der feige Calvinist.
Zu Seewies trafen die Bauernleute auf den guten Mann,
Schlugen auf ihn ein, so dass er nicht mehr weiterleben kann.

Heugabeln, Spieße und der Morgenstern,
Sie blieben Fidelis Körper nicht fern.
Doch zu sterben für den Glauben war ihm beschieden,
Jetzt hatte seine Seele ewig-himmlische’ Frieden.
Heut’ kann man seinen Schädel noch in Feldkirch sehen,
Ins Kapuzinerkloster muss man dazu gehen.

Gedichte IV - Heiliges

Isidor am Brunnen

Ermüdet in der südlich heißen Sonnen,
Setzte sich ein Knabe an einen Ziehebronnen.
Sein Blick fiel auf einen Stein, der hatte der Löcher viele,
Da wunderte er sich ungemeint, was wohl dessen Ziele.
Auch des Brunnen Walze war aus hartem Stein,
Mit vielen Furchen, die schnitten sich darein.

Der muntre Knabe, als Isidor bekannt,
War plötzlich in Erkenntnishunger entbrannt,
Denn bis dahin war er einer, der recht träge,
Ohne Eifer, lieber im Bette läge,
Fragt eine Dienstmagd, die ist herbeigekommen,
Um von dem Wasser etwas abzubekommen.

Sie sprach, des Steines Löcher alleine kämen von dem Nass,
Welches fiel vom vielen Schöpfen und sich in diesen fraß.
Der Walze Rillen endlich haben ihre Ursprung darin,
Dass über die Zeit das Seil sich einschnitte, vom vielen Zieh’n.
Das leuchtete nun dem jungen Burschen ein,
Und er begab sich sinnierend wieder heim.

Dort nach langem hin und her im Geiste,
Wusst’ er, warum er zum Brunnen reiste.
Es ging ihm auf ein helles Licht,
Er wusste nun die Botschaft schlicht:
Steter Tropfen höhlt den Stein, die Mühe macht sich reichlich bezahlt.
Lernt er jeden Tag auch nur wenig und das gut, die Zeit sie mahlt.
Denn wenn das, was er am Brunnen sah, schon kann geschehen,
Um wie viel mehr, kann man beim fleißigen Menschen sehen.


Helene findet das Kreuz

Byzanz hatte einst eine fromme Kaiserin,
Die pilgerte selig nach Jerusalem hin.
Helene hieß sie, und wollte finden das heil’ge Kreuz aus Holz,
An dem Jesus hing, womit gebrochen wurde des Bösen Stolz.
So fragt sie die Juden in der Stadt, doch keiner es weiß,
Bis auf einen, dem treibt es auf die Stirn den kalten Schweiß,
Denn die Prophezeiung will es so, dass wird es gefunden,
Die Juden sind bald völlig aus Jerusalem entschwunden.

Doch Helene lässt sich nicht beirren und droht diesem an,
Bei Hunger stürbe er, lässt er sie nicht ans Geheimnis ran.
In einen trocknen Brunnenschacht wurde er hinab gelassen,
So sollte er von seiner Meinung doch noch letztlich ablassen.
Nach Tagen kam’s so wie erhofft, der Gefangene spricht,
Die Stelle wird genannt, aufs Graben ist man nun erpicht.
Bald findet man , was ward gesucht, es sind der Kreuze drei,
Das des Heilands und jene der zwei von der Räuberei.

Doch die Not ist groß, man weiß sie nicht zu unterscheiden,
Solches mag wer eifrig sucht naturgemäß nicht leiden.
Der Rat kommt zum Schluss, des Jesu Kreuz mache Menschen heil,
Zur Probe leider, brauche man wohl eine ganze Weil'.
Doch da kam mit Geschrei ein Leichenzug daher,
Man legte die Kreuze über den Toten schwer.
Beim rechten Kreuz war er wieder erweckt zum Leben,
Blühte neu auf wie am Weinstock die reifen Reben.
So hat die Welt es am Ende erfahren und war sich gut,
Welch’ Kreuz war rechtens, an dem der Messias vergoss sein Blut.


Sankt Florian

In tiefen Bergen wuchs der fromme Florian heran,
Ein Pfarrer sorgte für ihn, den heranwachsenden Mann.
Einst sollte er Wein vom Grafen holen,
Der seinen Dienern streng hat befohlen,
Für die Kirche wohlan zu sorgen.
So kam der Florian am Morgen.

Er bekam einen Krug vom besten Wein,
Den trug er für den lieben Pfarrer heim.
Doch eine arme Frau auf dem Weg bat um eine Gabe,
Dass ihr kranker Mann in ihrem Hause sich daran labe.
Florian gibt ihr den süßen Traubensaft,
Und kehrt dann zur Burg zurück, mit frischer Kraft.

Damit er bekomme noch einmal den Krug gefüllt,
Doch da hat sich der Diener wahres Wesen enthüllt.
Voller Neid bekam er nur einen Tritt verpasst,
Als hätte Florian das Getränk selbst verprasst.
Traurig kam er an eine Quelle, die am Wegesrand,
Und füllte den steinernen Krug mit dem Nass bis an den Rand.

Er möchte’ beim Priester nicht mit leerem Gefäß erscheinen,
Und denkt sich `es ist zwar keiner von des Grafen Weinen,
Doch besser ist Wasser, als nur leere Luft´,
Er sei doch mitnichten ein gemeiner Schuft.
Doch in der Pfarrerstube später, sah man ganz verwundert,
Das Wasser ward zu bestem Wein geworden – aberhundert!


Bonifaz

Die Heiden beteten einst eine mächtige Eiche an,
Die in ihrer Verblendung ihrem Gotte Donar stand an.
In großer Zahl verteidigten sie den starken Baum,
Dem heil’gen Bonifaz stand vorm Maul der Zornesschaum.
Mit Kreuz und Eisenaxt nähert er sich dem Stamme,
Nahm den Herrn zum Zeugen in heißer Gemütsflamme.
Bloß ein Hieb, der Heidenbaum, er fiel,
Da waren der Heiden nicht mehr viel’.
Sie sahen ein ihr Gott war nur ein Hirngespinst allein,
Von nun ab konnte nur noch der Christengott ihr Herr sein.


Albertus Magnus

Die Philosophie ist sehr tückisch und oft gefährlich,
Denn mancher hielt wegen ihr den Glauben für entbehrlich.
Auch der Gelehrte Albertus wusste um diese Gefahr,
Und bat früh schon die Muttergottes mit ihrer Engelsschar,
Ihn zu bewahren vor dem Abfalle im Glauben,
Nie sollte die Wissenschaft das Wahre ihm rauben.
So geschah es dann auch, Maria sorgte bei seinem heißen Geblüt,
Dass vor dem Tod er erhielt neu sein kindlich’ Gemüt.


Martin von Tours

Im tiefsten kalten Winter ritt ein gar edler Mann,
Der Stadt Amiens entgegen, und traf am Tore an,
Einen frierend- zitternden Bettler bitten,
Dieser hat daselbst fürchterlich gelitten.
Da zerschnitt der Ritter, als Martin ward er ausgewiesen,
Mit dem scharfen Schwerte seinen Mantel entzwei für diesen.
In der Nacht erschien ihm der Gottessohn, bekleidet mit des Bettlers neuem Tuch,
Und sprach, es war ein Ungetaufter, der dies für mich tat, es stand in keinem Buch.
Martin von der Erscheinung tief ergriffen,
Lies sich taufen und hat die Wahrheit begriffen.


Barbara

Ein Heidenkönig wollt’ seine schöne Tochter gut vermählen,
Doch diese, Barbara, wollte sich nicht mit der Ehe quälen.
So sperrte sie der Vater in einem hohen Turm ein,
Zur Meinungsänderung, der Turm hatte der Fenster zwei’n.
Doch ohne Grund war ein drittes Fenster hinzugefügt,
Sowie ein Kruzifix der Wand zur Zierde angefügt.
Barbara erklärte die Symbolik kennend, die Zahl drei,
Stünde für die Dreifaltigkeit der Gottheit, sie sei nun frei.
Die Heidengötter seien Schall und Rauch,
Sterben würd’ sie dafür ohn’ weitres auch.
Der Vater ließ sie foltern mehrere Tage,
Auf dass sie an den Schmerzen endlich verzage.
Doch sie blieb standhaft in ihrem neuen Glauben,
Da legte man ihr an mehr der Daumenschrauben.
Der König nahm ihr mit eigener Hand das Leben,
Doch sie hatte sich auf ewig Christus ergeben.


Heilige Ursula

Ursula von Köln machte einst eine Pilgerreise,
Nach Rom und verteilte an die Armen viele Speise.
11000 Jungfrauen zogen mit ihr gen Süden hin,
Auch so mancher Bischof befand sich im Gefolge drin.
Als sie zurück und vor der Heimatstadt,
Da hielt die Gemeinschaft sehr ernsten Rat,
Denn die Hunnen belagerten die Mauern schwer,
Furchtbar anzusehen, war das Barbarenheer.
Ursula voll Zuversicht,
Bricht durch die Soldatenschicht.
Diese fallen über die Jungfern her,
Schmerzen litten die Unberührten sehr.
Es war ein grausames Dahingemetzel,
Da sieht der Hunnenkönig selbst, der Etzel,
Die schöne Ursula vor sich stehen,
Er möchte’ sie als sein Weib jetzt sehen.
Doch diese weigert sich, bleibt ewig rein,
Da musste sie ihr Leben lassen sein.


Stefan von Ungarn

Ungarn hatte einst einen großen König am Throne,
Der vielen Menschen tat viel Gutes und das ganz ohne,
Gewalt er dabei anzuwenden hatte, in einer Zeit,
Als gewaltsames Streben man täglich sah weit und breit.
Der deutsche Kaiser fiel einst im Magyarenland ein,
Doch Stefan wollte keines Blutbads Zeuge sein.
So bat er die Jungfrau im Gebet,
Sein schön’ Reich zu bewahren, und seht!
Das fremde Ritterheer zog sich ohne Grund zurück,
Zu beklagen gab es an Mensch und Tier nicht ein Stück!


Christina von Bolsena

Heidenpriesterin sollte Christina werden,
Doch sie wollte eher märtyrerhaft sterben,
Als sich dem goldenen Götzen zu weihen.
Das wollte ihr der Vater nicht verzeihen.
So schloss er sie in einem gemauert Bauwerk ein,
Bis ihre Geisteshaltung eine and’re sollte sein.

`Dem Christengott alleine soll der Vater getreu dienen,
Fleißig sei er im Glauben, wie beim Arbeiten die Bienen!´,
Darauf ließ man Christina mit Ruten schlagen,
Tapfer ertrug sie dies, ohne ein Verzagen.
Mit schwerem Mühlsteine um den Hals auf tiefsten Meeresgrund,
Warf man sie, doch ein Engel befreite sie vom Steinesrund.
Giftige Vipern ließ man nun auf sie los, damit sie tödlich werde gebissen,
Doch die zischenden Schlänglein wollten ihr, oh Wunder, nur die baren Füßlein küssen.
Die Zunge riss man ihr heraus, damit sie nichts mehr sage,
Ohne diese sprach noch immer die Christina die Klage.
Nun durchbohrte man ihr Herz mit einem Pfeile, nun sie erst starb,
Nichts gab es in der großen Welt, was ihr reines Herz je verdarb!

Freitag, 4. Juni 2010

Sankt Eusebius

Von alters her ist es bekannt,
Irland hat viel Volk ausgesandt.
Im Glauben felsenstark und reif geworden,
Gedieh `s Mönchstum vor dem Benediktsorden.
Alsdann fanden sich Fromme aus dem Konvent,
Die zogen aus auf den heidnisch’ Kontinent.

Einer dieser irisch’ Mannen,
Kam ins Land der Alemannen.
Eusebius war sein lateinisch’ Name,
Gar schnell entspross um ihn der Geistessame.
Über St. Gallen kam er ins Rheintal herrüber,
Im kalten Winter bei wildestem Schneegestüber.

In Viktorsberg auf schöner Höhe oben,
Wollte er unsern Heiland reichlich loben.
Richtet sich seine Klause ein,
Und lässt das irdisch’ Leben sein.
Mit heil’ger Andacht verbringt er die Tage,
Dazu in allerbester Aussichtslage.

Dreißig Jahr’ bringt er so in Seeligkeit zu,
Erbaut seine Seele, findet liebe Ruh’.
Rät den Menschen in allen Lebenslagen,
Hört sich an die mannigfaltigen Klagen.
Auch beherrschte er die Gabe der Prophetie,
Hält ab die Leute von Übeln, von der Magie.

Eines Tages überkommt ihn die Vision,
Glasklar eröffnet sich ihm die Botschaft schon.
Ein Ende hat die Einsiedelei,
Ein andrer Mann Gottes er nun sei.
Er zieht nun stets hinab ins schöne Tal,
Wo die Menschen größer sind an der Zahl.

So spaziert Eusebius sehr gern und oft,
Über Wiesen, Äcker und dabei er hofft,
Zu sehen frommes Christenleben,
Menschen am Seelenkleide weben.
Dies denkend kommt er zu Bauersleut’.
Die an diesem Tag so gar nichts freut.

Geflucht wird da und noch mehr gesündigt,
Da hat Eusebius angekündigt,
Dass Ungemach des Himmels werde sie ereilen,
Sollten sie sich nicht demütig dereinst beeilen,
Solchem Treiben ein Ende zu setzten nun,
Denn das ist’s, was gute Christen sollten tun.

Die Bauern warn nicht erfreut an jenem Ort,
Und jagten den frommen Klausner schleunigst fort.
Dieser ließ sich nicht beirren,
Oder seinen Geist verwirren.
So predigte er munter wie an jenem Tage,
Wochenlang und versagte sich bei Gott die Klage.

Doch es kam ein Sonntag in der Sommerszeit,
Da Eusebius’ Augen wurden ganz weit.
Denn er traute diesen gar nicht recht,
Was er musst’ sehen, war mehr als schlecht.
Die Bauern schwitzen auf dem Felde,
Dachten nur an Profit, ans Gelde.

„Am Tag des Herrn muss die Arbeit ruhn!“,
Schreit er im Zorn, stampft auf mit den Schuh’n.
Die Bauern schworen, nun sei es aber genug.
Der Heil’ge nähm’ nun seinen letzen Atemzug!
Schon hoben sie die scharfen Sensen an,
Und schlugen den Kopf ab dem edlen Mann.

Eusebius nimmt das abgetrennt’ Haupt untern Arm,
Freilich hatte dieser schaurige Akt recht wenig Charme.
Wandert nach Viktorsberg zu seiner Klause,
Und geht ein in das himmlisches Zuhause.
Doch des Himmels Zorn war nun frei entfacht,
Schrecklich zeigte sich Gottes große Macht!

Schwefelgelb und schwarz wurde nun das weite Firmament,
Blitze zucken, Donner grollt, das verdorbne Volk, es rennt!
Die Bauern zittern, ihnen wird Angst und Bange,
Naturgewalten nehmen sie in die Zange!
Da tut sich auf der Erdenboden, da gab es kein Bewahren,
In die Hölle sind sie alle zu Recht hinab gefahren!

Donnerstag, 3. Juni 2010

Sankt Georg der Drachentöter

In einem See, welcher tief und dunkel,
Wohne ein Untier, ging das Gemunkel.
Doch wer an jenem Ort wohnte, wusst’s genau:
Ein feurig’ Drache lebte in dem feuchten Bau.
Und wie es Drachen so `mal an sich haben,
Bereiten sie den Menschen reichlich Plagen.

Gefräßig war das glitschige Schuppentier,
Sein stinkend’ Atem verdarb der Gegend Zier.
Land und Wasser wurden allesamt zur Gefahr,
Glücklich wer ferne der Stadt und dem See nur war!
Guter Rat schien bald mehr als teuer,
Drückend war dieses Drachen Steuer.

Zwei Schäfchen am Tage warf man dem Drachen,
Voll Widerwillen in den feurig’ Rachen.
Nur so hatten die Menschen ihre Ruh’,
Doch bald schon drückte aufs Neue der Schuh.
Der Schafe waren da endlich keine mehr,
Sie fielen anheim des Tyrannen Verzehr.

Man befragte das alte Orakel,
Mit Brimborium und viel Spektakel.
Es sprach, als Opfer diene nun der Mensch, ob gut ob bos’!
Allein zu entscheiden hätte das altbewährte Los.
So war es nun abgemacht und angewandt,
Es starben viele in jenem traurig’ Land!

Das Schicksal wollt’ dass des Königs Tochter wurd’ auserkoren,
Ihr Leben ward scheinbar gerichtet und jung schon verloren.
Der König weinte ob seinem lieben Kinde,
Er schrie sein bittres Leid in alle vier Winde.
Denn erst als das Volk wollte niederbrennen sein Haus,
Lieferte er sein Töchterchen dem wild’ Pöbel aus.

Die Prinzessin wird vor die Stadt geführt,
Mit Prachtkleidern, als Opferlamm gekürt.
Sie lehnt sich an einen schroffen Felsen an,
Schluchzt und klagt, das Tränenwasser reichlich rann.
Es schien die Jungfrau würd’ gleich verzehrt,
Doch war es grad anders ihr beschert.

Ein edler Ritter auf weißen Pferd hört’ die Klagen,
In strahlend’ Rüstung und zögert nicht es zu wagen,
Die Dame nach dem Grund der Trübsal anzugehen.
Die legt ihr Schicksal dar, wagt nicht ihn anzuflehen.
Er jedoch, als Georg sich hat vorgestellt, redet ihr zu:
Mit diesem Unheil hätte es nun endgültig seine Ruh’.

Noch eh’ er die Worte hat zu Ende gesprochen,
Fängt des Sees Wasser teuflisch-brodelnd an zu kochen.
Ein gewaltig’, abscheulich’ Drachentier,
Steiget aus den Höllengründen herfür.
Es stinket die Luft, es zischt und faucht,
Der Ritter ist da, wie man ihn braucht.

Zwar schreit die Jungfrau fürchterlich,
Doch Georg sagt: „Fürchte dich nich’!“.
Steigt auf sein Ross und bittet Gott um Beistand und Ansporn,
Jetzt schlägt er die Höllenausgeburt in gerechtem Zorn.
Die spitze Lanze wird kraftvoll hoch angehoben,
Und kraftvoll zwischen die Drachenrippen geschoben.

Das schwarze Blut spritzt, getroffen sinkt das Tier danieder,
Streckt schnaubend, keuchend, verwundet seine wehen Glieder.
Georg gebot der Prinzessin den Gürtel zu legen,
Um des Tiers Hals, so könne man’s in die Stadt bewegen.
Im Triumphzug wird der Drache vorgeführt,
Alle jubeln und freuen sich, wie’s gebührt.

„Seht her! Alleine mit Gottes Hilfe tat ich dies!“,
Sprach Georg, dabei er auf den Verletzten verwies.
„Bekehrt euch zu seiner Majestät, entsagt der Götzengier,
So will ich töten den Drachen vor all’ euren Augen hier!“
Beweis war das den Leuten am Ort mehr als genug,
Man bekehrte sich und legte ab den alten Lug.

Als erster ließ sich der König taufen,
Dann kam das Volk zu Jesus gelaufen.
Sein’ reichlich Lohn wollte Georg er nicht behalten,
Gab’s gerne den Armen und den kranken Alten.
Machtvolles Zeugnis legte dort Sankt Georg ab,
Über das, was der Glaubende zu tun vermag!

Mittwoch, 2. Juni 2010

Gedichte III

Nichtvergebene Sünde

Es stiehlt der eine dem anderen sein Gut,
Es schlägt ein weiterer seinem Bruder ins Angesicht.
Da nimmt sich einer eine Frau mit roher Gewalt.
Wieder einer lebt glücklich vom Betrug.
Sein listig’ Nachbar liebt gar heiß den Lug.
Auch sind da jene, die Kriege anzetteln ohn’ Halt,
Die ganze Völker vernichten, bis auf den kleinsten Wicht.
Dies alles erzürnt und macht uns große Wut.

Bei Reue wird vergeben, keiner ist endgültig abgestorben.
Nur eine Sünde ist es, die wird erlassen mitnichten.
Denn keiner ist abscheulicher sowie zutiefst im Mark verdorben,
Als derjenige, der möchte über die Gottheit richten!


Wahre Helden

Einst galt der Götter Liebling als bewundernswert,
In jedem heißen Kampf siegte sein ehern Schwert.
Dem Zeus und seinen Gefährten gefiel es gut,
Wenn einer trug in sich die heiße Kampfesglut.

Dann kam der edle Ritter in Mode, der ohne Scham,
Zu gefallen suchte einer ebenbürtigen Dam’.
Ein tyrannisch Drache war da zu besiegen,
Die Lanze brachte das Untier zum erliegen.

Der heroische Mensch der neuen Zeit,
Brachte es so schien es noch mal so weit.
Ohne Führung, nur aus seiner eigenen Kraft,
Bewunderte er sich selbst, seine Meisterschaft.

Dann trat die moderne große Trübsal ein,
Alles vermeintlich Große entpuppte sich als Schein.
Der Mensch wurd’ zynisch, bestritt alles Heldentum,
Selbst des Begabten Zunge bliebt von nun an stumm.

Doch etwas, bleibt zu allen Zeiten hell im Glanze,
Die einzige wahre goldene Ruhmeslanze,
Die je bestanden hat, ist jene aus dem Glauben alleine,
Die zu halten nur gebührt dem Heiligen mit wahrem Scheine.


Geburtstagsgruß

Der Jahre sind manche vergangen,
Hochs und Tiefs zuweilen sie sangen,
Dir das Lied, so manches man auch vergisst.
Doch bleib nur immer so, wie du grad bist!


Zahnstocher

Ein winzigkleines Stückchen von einem gar feinen Schweineschnitzel,
Verfing sich zwischen zwei Zähnen, nebst Brösel von einem Stanitzel.
Schnell griff der Speisende nach dem Stocher aus Holz,
Bevor er trank als Kenner den Likör von Bols.
Doch oh weh, viel zu eifrig war damit das Knäblein.
Schluckte hinunter das spitzige Stäblein.
Im Magen bohrte es sich in dessen Wand wie ein Span in den Zeh,
Von dem bösen Moment an tat ihm im Leibe alles nur noch weh!


Das Leben als Pflicht

Stolz glaubt der Mensch sein Dasein selbst zu richten,
Jedes Problem ließe sich am Ende schlichten.
Das Ego freut sich stets an sich selbst und lacht,
Sagt man die Wahrheit, es habe keine Macht.
Und geschieht etwas, das lässt sich nicht lösen,
Schreibt man es eben dem Schicksal zu, dem bösen.
Nicht leicht ist es drum einzusehen:
Dass nur dein Wille soll geschehen!
Am Ende bleibt doch schlicht:
Das Leben ist `ne Pflicht!


Regen und Sonnenschein

Den Regen mag man meist nicht leiden,
Versucht durch Flucht ihn oft zu meiden.
Auch wenn die Landwirtschaft ihn kann gut gebrauchen,
Lieber wäre es, er würde schlicht verrauchen.
Doch steht die Sonn’ gar zu lang am Himmel dann,
Fragt der Naturliebhaber sich wo und wann,
Wird der Niederschlag sich nur wieder zeigen?
Die Hitze tut nicht gut des Gartens Zweigen.


Im Schatten

Man stelle das Licht nicht unter den Schemel,
Wirft Perlen nicht vor die Säue.
Warum nur verbirgst du dich in der Katakombe.
Was du zu sagen hast, schlägt ein wie eine Bombe!
Zeige der Welt deine Schläue.
Reif ist die Zeit für dich, mein lieber Demel!


Der Sack in der Ecke

In der Ecke steht ein alter Sack,
Was drin ist, scheint mir ein rostig’ Wrack.
Einst ersoffen darin die jungen Katzen,
Das waren damals so die alten Matzen.
Heute kennt man den Brauch nicht mehr,
Das freut das Miezentier gar sehr.


Almwirtschaft

Auf der Alpe grasen bald wieder die Kühe,
Der Küher* hat Dienstbeginn in aller Frühe.
Schon bei Felder** hieß es, das sei ein gesund’ Ding
Kurierte so manchen bekannten Sonderling.
Heut tut es immer noch sehr gut,
Stärkt Charakter und Lebensmut.

* Ein Kuhhüter auf der Alp
**der Schriftsteller Franz Michael Felder


Sicherheit

Auf Sand soll man sein Leben nicht bauen,
Nur der Wesen Tiefe kann man trauen.
Alles, was vergänglich ist, das dient nur als Baumaterial,
Es ist nur Materie und wird mit der Zeit von selber schal.
Wonach kann man sich denn richten?
Welch’ Ding muss man dazu sichten?
Das Ewige ist uns eingegeben,
Am Weinstock wachsen die süßen Reben.
Wer von dieser Welt, kann niemals völlig sicher sein,
Wer in der Welt aber nicht von ihr, dem winkt Heil allein!