Dienstag, 29. Dezember 2015

Altes Jahr - Neues Jahr



Des Jahres Ende naht –


Mit Riesenschritten.


Es geht nun auf die Saat –


Gefreut, gelitten.


 


Man zieht nun Bilanz


Und sieht da viel Glanz.


Das Auge erblickt mit frohem Mut,


Was der Eitelkeit tut ja so gut.


 


Doch auch was nicht gelungen,


Sei jetzt nicht unbesungen.


Wir wollen ja doch stets ehrlich sein


Und uns der Rechtschaffenheit erfreun.


 


Das Alte geht dahin, das Neue liegt bereit.


Traure nicht, begrüß mit Jubelschar,


Was da kommen wird – und sorg für starkes Geleit.


Gut soll es werden, das neue Jahr!


 

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Stürmische Weihnachten


der Bericht eines Hauskaters

 

Was ist das heute doch für ein Tag gewesen! Man hätte meinen können ein Hurrikan sei durch das Haus gefegt und habe hier sein Unwesen getrieben. Mir steckt die Aufregung noch immer in meinen Knochen! Nun gut, es ist Weihnachten, und ich habe schon alles Mögliche gesehen und erlebt, doch heuer war es doch noch einen „Zahn schärfer“ gewesen. Ich erzähle Euch die ganze Geschichte sogleich, doch zuerst möchte ich mich vorstellen:

Ich bin „Mauz“ der Kater; schon 18 Jahre habe ich auf dem Buckel, was in Katzenjahren kaum mehr zu rechnen ist, denn längst sind meine Jahrgänger von mir gegangen und ich bin sozusagen als Dinosaurier übrig geblieben. Ich kam in das Haus der Familie König, als ich noch ein niedliches kleines Kätzchen war, mit allem was dazugehörte. Ich wurde verhätschelt und verwöhnt und von den Kindern ständig herumgetragen und geknutscht. Das hat mir wohl gefallen und ich konnte mich ganz und gar nicht beklagen. Mit dem Alter hat sich solches dann allmählich aufgehört und ich liege heute lieber unter dem Ofen und habe meine Ruhe. Ruhe! Genau das ist das Stichwort, denn eine solche genieße ich nur allzu gerne. Man lässt mich auch – außer einmal im Jahr: dann geht es rund, dann kann ans Schlafen nicht mehr gedacht werden und sämtliche Naturgewalten scheinen alle gleichzeitig auf mich einzustürzen. Diese furchtbare Zeit nennen die Menschen „Weihnachten“.

Ich zucke jedes Mal schon im Herbst zusammen, wenn ich dieses Wort aus den Mündern meiner Familie höre, meist zuerst aus jenen der Kinder. Dann wird bald gebastelt und gebacken, die Tage werden kürzer, überall im Haus und vor allem um das Haus herum werden aberhunderte Lichter angebracht und die Auswahl an Liedern im Radio wird immer geringer und reduziert sich gegen den Dezember hin nur mehr auf eine Handvoll sogenannter „Weichnachtsklassiker“. Mir könnte das ja alles gestohlen bleiben, aber was soll’s! Das ist ja alles noch nicht das Schlimmste. Es ist dies nur das immer intensiver werdende Vorspiel auf das Ereignis, das am Abend des 24. Dezember seinen Zenit erreicht: Der Heiligabend mit samt der Bescherung. Und genau hier beginnt meine eigentliche Geschichte.

Heute war es also wieder so weit. Am Morgen schon wurde ein buschiger grüner Geselle aus dem Gartenschuppen hereingeholt und in einen Ständer gleich neben dem Fernseher gesteckt, wo er auch sogleich begann seinen Gestank in meiner Bude zu verbreiten. Man verzeihe mir den Ausdruck aber „Bude“ ist für mich die gute Stube in der ich den größten Teil meines Lebens als Hauskater verbringe. Und Tannenbäume konnte ich eben noch nie leiden. Alle liefen wie wild durcheinander, große Schachteln mit allerhand goldenem und silbernem Plunder wurden aus dem Keller heraufgekarrt - Glitzerzeug bedeckte bald das Kanapee, so dass ich dort nicht mehr mein Schläfchen machen konnte und auf ein hartes Bänkchen ausweichen musste. Die Kinder schrieen und tobten und kriegten sich in die Haare weil sie sich nicht auf die Musik, die sie während des Christbaumschmückens anhören wollten, einigen konnten. „Klirr!“ eine gläserne Kugel zerbarst auf dem Boden – die Mutter geriet in Zorn und verbannte die Kinder gleich aus der Stube in ihre Zimmer – zumindest so lange bis sie sich beruhigt hätten.

Von Ruhe im Raum konnte natürlich keine Rede sein, alle fünf Minuten klingelte jemand an der Türe und wollte irgendetwas von der Frau: Sammeln für die armen Kinderlein, die Nachbarin, die noch etwas brauchte um Kekse zu backen, die Pfadfinder, die das „Friedenslicht“ aus Bethlehem brachten oder der schon angesoffene Cousin, der seine Weihnachtsgrüße übermitteln wollte – und dabei freilich noch eine „Stärkung“ mit auf den Weg bekam.

Dem Vater der Königs war das Treiben an Heiligabend schon immer zuwider gewesen – aber immerhin konnte er sich in seine Werkstatt im Keller zurückziehen, um erst wieder zum Mittagessen und dann wieder kurz vor der Bescherung aufzutauchen. Wie ich ihn doch jedes Jahr um dieses Privileg beneide!

Husch-husch wurde dann das Mittagessen eingenommen – Kalbsbratwürste mit Sauerkraut – das war Tradition. Auf mich hätte man dabei fast vergessen. Hätte ich nicht mein Mäulchen bis zum Anschlag aufgerissen und mein Wehklage mit Inbrunst geäußert, hätte ich noch nicht einmal etwas zu fressen bekommen. Wer nun denkt am Nachmittag wäre es ruhiger geworden, der irrt. Schon gegen zwei kam Tante Herta und ließ sich gleich mit Christstollen, Keksen und Eierlikör voll stopfen und abfüllen. Sie komme nur um Hallo zu sagen, denn am Abend müsse sie bei ihren Enkeln sein. Um drei musste die Gans gefüllt und in den Ofen geschoben werden, damit sie auch ja rechtzeitig fertig werden würde.

Die Kinder waren ganz fickrig und als es draußen dunkler wurde, wurde es damit leider immer schlimmer. Also musste der Vater her. Man hole ihn dazu aus seinem Keller, weg von der Bastelarbeit, mit der er eifrig beschäftigt gewesen war: die Fratzen sollten abgelenkt werden bis zur Bescherung, so dass es in die Stadt ging, dort sollte ein Kindertheater zur Aufführung gebracht werden. Na das wird etwas gewesen sein! ein Saal voller Schreihälse, die alle mächtig aufgebracht waren, weil sie es nicht erwarten konnten dass das „Christkind“ kommen würde. Dazwischen ein paar hilflose Erwachsene, die ihr Bestes gaben.

Es wurde Abend, Oma und Opa König erschienen, fein herausgeputzt, als ob es ins Konzert der Wiener Philharmoniker ginge. Dann wurde gegessen, was das Zeug hielt und noch mehr getrunken. Die Gans war etwas zäh aber mit all dem Wein konnte sie locker die Kehlen hinuntergespült werden. Die Kinder wollten ohnehin nichts essen und stierten schon die ganze Zeit auf den Weihnachtsbaum, dessen Äste sich unter dem schweren Behang mächtig bogen. Die Krippe war auch schon da – mit einer Maria ohne linken Arm und einem Jesukindlein, das fast die Größe des Heiligen Josefs hatte aber trotzdem noch in der Wiege liegen musste.

Als der Vogel verspeist war und das Dessert aufgetragen wurde, hätte es beinahe ein Malheur gegeben: Der staubtrockene, stark nadelnde Adventkranz mit seinen heruntergebrannten Kerzen, wurde durch eine Unachtsamkeit so unglücklich angestoßen, dass eine der Kerzen umkippte und das Reisig sofort lichterloh brannte. Eine Stichflamme züngelte hoch und konnte nur durch das beherzte Eingreifen von Opa König erstickt werden. Noch einmal war die Sache gut gegangen, doch der Schrecken stand allen noch ins Gesicht geschrieben.

Nichtsdestotrotz mussten der Abend und die Show weitergehen. Nachdem der Tisch und der Boden notdürftig aufgewischt worden waren, versammelten sich alle um den Baum. Die Kinder wurden entfernt und ins Badzimmer gesperrt, wo sie ausharren mussten, bis das Christkind seine Gaben gebracht hatte. Dann kam er, der große Moment: Es klingelte das Glöcklein, der Baum war erhellt von den elektrischen Lichtern (Gott sein Dank waren es keine Kerzen), die Kinder stürmten herein und wollten sich sogleich auf den Berg an Geschenken unter dem Baum stürzen.

„Zuerst wird noch gesungen!“ tönte es streng vom Vater, was von der Jugend mit Augenrollen quittiert wurde. Missmutig wurden die „Süßen Glocken“, der „Tannenbaum“ und „Maria im Dornwald“ besungen. Das ganze endete mit einem schnulzigen „Stille Nacht“. Dann ging die Schlacht los: Das Papier flog herum, die neuen Sachen wurden in Augenschein genommen und sofort zur Anwendung gebracht, was freilich erneut eine Menge Lärm verursachte, wobei sogar eine Vase zu Bruch ging. Endlich wurde die Familie müde, stopfte noch ein paar Kekse in den längst übervollen Bauch hinein, trank noch einmal Eierlikör und schweren roten Wein und schlummerte dann allmählich vor dem Fernseher ein. Alle, bis auf die Kinder, die konnte heute gar nichts ins Bett bringen. Erst als es schon nach Mitternacht war, Oma und Opa schon in den Federn lagen, wurden auch die Kleinen zu Bett gebracht. Dann wurde es still, nur die Weihnachtsbeleuchtung schien noch auf mich und mein Plätzchen neben den Ofen.

Wieder hatte man vergessen den Kater zu füttern. Doch ich hab’s ihnen gezeigt! Trotz meines Hungers harrte ich tapfer aus, bis die ganze Familie schlief, dann begann ich mein Konzert: Ich plärrte so laut im Gang vor den Schlafzimmern herum, dass bald das Licht anging und man ein Fluchen hörte. Frau König kam schlaftrunken aus dem Zimmer getaumelt und füllte meinen Napf mit Katzenpastete. Welch ein Wunder, auch ich wurde nicht vergessen – gab es doch tatsächlich etwas Feines für mich und nicht den üblichen Trockenfutterfraß, den man mir für gewöhnlich kredenzt. Trotzdem: Noch so ein Weihnachten überleb ich nicht, da wandere ich vorher nach China aus!

 


 
Allen meinen Lesern Frohe Weihnachten!

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Advent


Glühweindampf und Racletteduft

Ziehen durch die Gassen.

Der Advent liegt in der Luft,

Es scheppern die Tassen.

 

Es tönt an allen Ecken

Musik, die wohl bekannt.

Ein Nikolaus mit Stecken,

Der Krampus ist verbannt.

 

Chorgesang überall,

Kekse ich viele roch.

Es herrscht meist die Qual der Wahl,

Nur s’Bäumchen fehlet noch.

Sonntag, 15. November 2015

Kahles Land


November –

Und die Welt spielt verrückt.

Die Bäume sind schon kahl;

Erinnernd.

 

Unruhiger Geist –

Er findet kein rechtes Maß.

So hoch! So tief! Keine Ruh.

Nur Emotion.

 

Sicherheit?

Man sucht sie vergeben.

Was das Auge heut sieht:

Wahnsinnstat.

 

Doch sei gewiss,

Es hat alles seinen Sinn.

Denn Größeres ist mit uns.

Heilsgewissheit.

Samstag, 24. Oktober 2015

Der Oktoberchristbaum


Jetzt haben sie mich doch noch erwischt! In der Blüte meiner Jahre, fast noch ein Jüngling, wurde ich brutal von meinen Wurzeln getrennt – buchstäblich – mit einer Motorsäge ist das grausame Werk vollbracht worden. Ein letztes Adieu dem Ort wo meine Wiege stand, wo ich zum ersten Mal das strahlende Blau des Himmels erblickte und dem lieblichen Gezwitscher der Vögel im Frühling lauschte und wo so manches Rehlein an mir vorüber lustwandelte. Oh weh mir, ich unglücklichstes Geschöpf unter der Sonne!

 

Schon in manchem Jahr zur selben Zeit musste ich mit Schrecken ansehen, wie sie meine Kameraden, viele davon Jahrgänger, nach und nach geholt hatten. Herausgerissen aus dem Verband ihrer Freunde, blieb nur ein hässlicher Stumpf übrig, der uns Überlebende stets daran erinnerte, was sich hier immer im Spätherbst Leidvolles aufs Neue zuträgt.  Es war immer das gleiche Martyrium: Stämmige Gesellen mit leuchtenden Helmen ausgestattet stapften mit groben großen Schritten durch das vorher so friedlichen Wäldchen. Ihre Waffen, metallen surrende Mördermaschinen mit skapellscharfen, frisch geschliffenen Stahlketten, schnitten gnadenlos in das zarte Fleisch meiner Liebsten. Ich hörte sie noch schreien in ihrer Todesqual – dann folgte ein Stöhnen und Röcheln, das bald verstummte, nachdem sie lieblos auf einen kalten, harten Anhänger geschmissen wurden. Eine stinkende Wolke aus dem Auspuffsrohr, das war alles, was noch eine Weile in der Luft stand und von dem Verbrechen an meinen Kameraden zeugte. Doch über das Jahr, wenn der Frühling auch unsere im Winter kahlen entfernten Verwandten mit saftigen zartgrünen Blättern ausstattet, vergaß man was im Jahr zuvor geschehen war. Kam der Sommer, so freute ich mich stets an meiner Jungend und meiner Kraft und dacht mir nichts Böses mehr.

 

Und dann! - Dann kam er, der 24. Oktober, der Tag an dem mein Schicksal zuschlug, der Tag meiner Entwurzelung. Aber es hat sein müssen, denn nach astrologischer Meinung müssen Christbäume drei Tage vor dem elften Vollmond im Jahr geschnitten werden – da hilft nichts, auch wenn’s noch zwei Monate bis zum Weihnachtsfest sind – umgehauen gehört er – so will es der Aberglaube und da fährt bekanntlich die Eisenbahn drüber. Ohne Gefühl ging es Ruckzuck: die Säge angesetzt, einmal kurz zugedrückt und schon fiel ich krachend auf den Boden. Doch erholen konnte ich mich nicht, wurde ich doch sogleich von groben Pratzen im Würgegriff mitgezerrt wobei mein zarten Stamm unbarmherzig über viele nackte spitze Steine im Waldboden gezogen wurde. Ach, ich spüre heute noch den Schmerz in all meinen Gliedern. Dann kam auch ich auf einen Anhänger, gleich neben einen Jungendfreund, der noch gute Miene zum bösen Spiel machte. Der Glückliche, Humor hatte er immer schon gehabt, doch der half ihm nun auch nichts mehr.

 

Man meinte, ich müsse nun kühl lagern, bis zum Fest, wo ich meinen großen Auftritt in einer überheizten, stickigen Stube haben soll, schwer behangen mit glitzerndem Foltergerümpel, das angeblich Freude bringen soll und eine Zierde für die Wohnstatt wäre. Mein Schweiß würde lieblichen Tannenduft ins Heim bringen und für „Atmosphäre“ sorgen, so das allgemeine Gerade. Ha, - wenn das mal nicht zynisch ist! Doch, was sag ich da? Werde ich es noch erleben dieses Weihnachten?

 

Da lieg ich nun, herzlos hingeklatsch auf  grobe Hartholzplanken, unter das Vordach eines alten Gartenschuppens, umgeben nur vom Schatten, denn selbst zu Mittag erreicht mich keine der Strahlen der lieben Sonne, die mich doch jeden Morgen von Kindesbeinen an zärtlich wachgeküsst und an die ich mich so gewöhnt hatte.

 

Oh weh mir, ich armer Tannenbaum, was werde ich noch alles erleben müssen?! 

Sonntag, 18. Oktober 2015

Uf und ab


Hüt goht as uffi, morn goht’s ahi,

Amol wein i, amol lach i.

Des ischt da Lauf vo dr Wealt,

Mol bruchscht Freund’, mol bruchscht a Gealt.

`Schau woher da Wind weht!´-

Des han i immr gset.

 

Und siah i wia’s da meischta goht,

Do fallt mr blos oa Wort i: `z’spot´.

Es rennt dia Zitt üs meischt davo,

Z’letscht bliebt a jedr vo üs stoh.

`Schau woher da Wind weht!´-

Des han i immr gset.

 

Schau in Spiagl: `des bischt du!´

Und manchmol o übern Zu.

Denk net z’viel, denn des macht krank,

Tatkraft bringt meh – Gott sei Dank.

`Schau woher da Wind weht!´-

Des han i immr gset.

 

Hebt’s leaba di uffi, denn sei froh,

Sing und tanz mit viel Holadrio.

Goht as ahi und macht di verruckt,

Denk dr all: `es dreiht si wiedr zruck´.

`Schau woher da Wind weht!´-

Des han i immr gset.

Sonntag, 11. Oktober 2015

Oktober ischt


Oktober ischt, as Loob leuchtat bunt

I da warme, goldana Sunnastrahla.

Da Moscht ischt o scho guat vrgora,

Es freut di Alta und di Goba.

Und das Obscht ischt rief in großr Zahl,

Uf an Hirbschtmarkt o a jeder kunnt.

 

Jetzt hoaßt as s' letschte Mol id Bergschua schlüfa

Und dur a Wald und vorbei a Rüfa

Noch amol dia Bergluft gnüaßa.

Da Blick, der ischt jetzt so klar und wit,

Wia sus zu koanara andera Zit.

Tua s' Land vo oba begrüaßa.

 

D' Katz, dia heat bald widr Junge,

Ma woaß es wörand wohl reacht fule,

Wills nur da warma Ofa kennand

Und net duss umanandr reannand.

D' Johreszit ischt o a Schule,

S' Kannapee kriagt denn a Kule.

 

Dr Hirbscht, der heat an ganz oagana Duft,

Viel würzigr ischt uf oamol d' Luft.

Nooch und nooch würd's denn immer kahler,

D' Farba sind weak, s' luagt us all fahler.

Ma denkt no lang a dia goldana Täg,

Wenn dr Schnee deckt zua Wiesa und Häg.


Sonntag, 4. Oktober 2015

Der gesottene Senn


Die Geschichte, die ich hier erzählen möchte, ist schon vor unerdenklichen langen Zeiten geschehen – Zeiten, die so weit im Dunkel der Vergangenheit zurückliegen, dass es längst niemanden mehr gibt, der noch persönlich davon berichten könnte. So wurde mir nur durch einen glücklichen Zufall diese Geschichte von meinem Großvater erzählt, der sie seinerseits von seinem Vater erzählt bekommen hatte … woher dieser sie erfahren hatte, weiß ich nicht – wahrscheinlich verhält es sich damit ebenso wie bei mir und ihm wurde sie an einem kalten Winterabend von einem Alten am Ofenfeuer zugetragen.

 

„In eben jenen längst vergangenen Zeiten lebte ein gar fürchterlicher Geselle auf der Alpe Hirschgehren bei Langen (bei Bregenz). Wenn er jemandem etwas zuleide tun konnte, war er zur Stelle; kam ihm ein fremdes Tier in die Hände, so quälte er es aus bloßer Freude am Tun und war jemand in Not geraten, so machte er sich noch einen zusätzlichen Spaß daraus, dass er den armen Zeitgenossen auch noch genüsslich in aller Öffentlichkeit verspottete. Niemand, auch jene, die ihn von Kindesbeinen an kannten, konnte sich erinnern, dass der Senn je einem anderen auch nur eine kleine Liebenswürdigkeit, geschweige denn etwas Gutes, erwiesen hätte. Er war eben eine catilinarische Natur, einer jener Menschen, die schon sehr früh mit dem Bösen begonnen hatten und es damit, je älter sie wurden, immer wilder trieben. Schon früh am Morgen fluchte er, dass selbst die abgehärtetsten Holzhacker- und Fuhrwerkerohren es nicht hören konnten und die meisten Dorfbewohner mieden jeden Kontakt, wenn sie nur konnten. Nie ging der Mann zur Kirche und eine Beichte hatte er schon seit Jahrzehnten nicht mehr abgelegt.

Jetzt war es aber mit dem Sennen doch wie verhext. Denn so sehr er auch Menschen nicht um sich leiden konnte, so sehr er allem Schlechten zugetan war, so sehr hatte er doch stets unverschämtes Glück! Was er anfasste gelangt ihm: Nie wurde eines seiner Tiere krank, nie traf ihn selbst irgendein Unglück und zu allem Überdruss seiner Mitmenschen wuchs auch noch sein Geldbeutel mehr und mehr. Bald wurden Gerüchte laut, dies habe damit zu tun, dass der Senn einen Bund mit dem Teufel geschlossen habe, der ihm all diese Wohltaten verschaffen würde. Solches sagte man freilich nur unter vorgehaltener Hand, denn dem Älpler das direkt ins Gesicht zu sagen, getraute sich keiner.

Einmal, es war im Hochsommer, an einem sehr heißen Tag, als gegen Abend hin schwefelgelbe und schwarze Wolken von der Schweiz her auftauchten und den Himmel verdunkelten. Die Bauern hatten das Heu gemäht und nachdem es trocken geworden war, wollten sie es in die Scheunen einbringen. Doch es war zu spät. Heftiger Donner mit feurigen Blitzen erdröhnte über den Bergen und brachte einen so schnell einsetzenden Starkregen, dass es keinem mehr gelang auch nur eine einzige Fuhre Heu sicher unters Dach zu bringen. Nur dem Sennen, der wie immer den ganzen Tag über faul auf der Haut gelegen hatte, während die anderen im Schweiße ihres Angesichts sich abgeplagt hatten, hatte ein breites Grinsen auf seinem Gesicht, das bald in ein schallendes Lachen überging. Denn so die ersten Tropfen vom Himmel fielen, hatte er in die Hände geklatscht und das gesamte Heu auf seinen Weiden flog, wie von Geisterhand, in seine Scheune und füllte diese bis obenhin. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen! Jetzt war allen klar, dass hier Luzifer am Werk sein musste.

Ein andermal, es war Mitten im Winter, kurz nach Neujahr, als im Ort drei Häuser abbrannten und die Familien auf der Straße landeten. Das Brennholz war knapp in jenem Winter und auch zu Essen gab es nicht gerade viel. Da kaufte der Alpsenn alles Holz in der ganzen Gegend auf, ebenso fuhr er in alle Nachbarorte und kaufte alles Fleisch, das er für Geld bekommen konnte. Dann errichtete er auf einer seiner Wiesen einen großen Scheiterhaufen aus all dem Holz und zündete ihn unter lautem Gejohle an. Das Fleisch aber gab er den Hunden des Ortes, die freudig herbeigelaufen kamen. Den Menschen aber gab er nichts, weder vom Holz, noch vom Fleisch. Er tanzte und lachte gar lustig um das Feuer herum und schrie, ihm wäre lieber die armen Dorfbewohner müssten allesamt erfrieren, als dass er ihnen auch nur ein einziges Scheit Holz abgeben würde. Auch wäre es ihm lieber die Kinder würden verhungern, als dass sie auch nur ein einziges Stückchen Fleisch von ihm bekämen. Daraufhin packte die Dorfbewohner die Wut und sie jagten den Senn mit Heugabeln, Schaufeln und Sensen auf seine Alphütte hinauf.

Die Jahre gingen ins Land. Der Senn wurde alt und eines Tages war seine Stunde gekommen. Beim Holzholen, auf dem Weg zum Schuppen hinter seiner Hütte, traf ihn der Schlag. Ein Bauer fand den Leichnam etwas später, wie er so auf der nackten Erde lag. Man versuchte die Leiche wegzutragen, doch man konnte sie nicht vom Ort wegschaffen, wie sehr man sich auch anstrengte. Sogar mit sieben Ochsen versuchte man ihn wegzuziehen – vergeblich. Da wusste man sich nicht anders zu helfen, als einen großen Kupferkessel zu holen und den Senn in Weihwasser zu kochen (anheben konnte man den toten Körper offenbar – nur wegtragen nicht). So konnte er am Ende doch noch auf dem Friedhof begraben werden. An der Stelle aber, wo den Senn der Schlag getroffen hat, dort wächst bis zum heutigen Tag kein einziges Gräslein mehr.“

 

 

Diese uns viele andere Sagen bilden einen reichhaltigen literarischen Schatz, über den das kleine Vorarlberg noch heute verfügt. Sie beinhalten ein tiefes geistiges Erbe, das es Wert ist auch in Zukunft erhalten zu werden.

 

 

Diese Erzählung basiert im Kern auf der Vorarlberger Sage „Das Grab will ihn nicht„ aus dem Sagenklassiker von Richard Beitl „Im Sagenwald – neue Sagen aus Vorarlberg“, der 1953 im Montfortverlag, Feldkirch, erschienen ist. Ausformulierungen, Ausschmückungen und erweiternde Aspekte wurde vom Autor in dichterischer Freiheit hinzugefügt.

Sonntag, 13. September 2015

Zwei Brüder


Einem Paar aus gutem Hause

Wurd’ ein Zwillingspaar geboren.

Zwei Knaben mit goldgelocktem Haar,

Erfreuten die Familienschar.

Der eine wurde `Hans´ genannt,

Der andre war als `Kurt´ bekannt.

 

Hans und Kurt wuchsen und wurden gescheit,

Da alles Gute stand für sie bereit.

Die Schule packte man mit Leichtigkeit,

Man kannte die beiden bald weit und breit.

Auch sonst waren sie ein Herz und eine Seele,

Dachten gleich und sprachen aus einer Kehle.

 

Nur in einem gerieten sie aneinander,

Kannten alles andere als ein Miteinander:

Wenn es um das Schicksal ging,

Stand Streit nur in ihrem Sinn.

Hans meint’ alles wär’ vorherbestimmt,

Kurt nur war hier anders rum gestimmt.

 

Da man konnt’ die Sache nicht entscheiden,

War es am Ende nicht zu vermeiden,

Dass das Leben selbst sollt’ Richter sein,

Und Klarheit herrsche zwischen den Zwei’n.

 

Hans reiste fort in ein fremdes Land,

Sprach bald fremd, trug ebenso Gewand.

Arzt war er bald dort geworden,

Erwarb Ehren und manch’ Orden.

Man hörte zuhause nichts mehr von ihm,

Ob Regen fiel oder die Sonn’ ihm schien.

 

Kurt dagegen trat in des Vaters Handel ein,

Wurde reich und hielt Haus und Hof gar peinlich rein.

Beide Brüder heirateten sehr vorteilhaft,

Die Mitgift bracht’ dazu weitre Wirtschaftskraft.

Auch hatten beide viele Kinder, welche brav,

Man kann sagen, das Gute beide ganz schön traf.

 

So gingen viele Jahre ins Land,

Da macht’ der Krieg Hans` Leben zur Schand’.

Die Familie starb – alle bis auf ihn,

Auch all das Vermögen zog bald dahin.

Da macht’ er sich auf zu seinem Bruder Kurt,

Erschöpft, mit `nem Hemd und `ner Hos’ ohne Gurt.

 

Man lag sich in den Armen,

Hans war jetzt zum Erbarmen.

Da erinnerte man sich an den Jugendstreit,

Wie’s gekommen am Ende für beide soweit.

War’s die Tat oder doch das Unbekannte?

Der Zwang oder doch die der Kraft Verwandte?

 

Es tat ein jeder, was er konnt’,

Hat sich selbst dabei nicht geschont.

Der eine hatt' Recht und doch der andere auch,

So ist’s seit jeher der gut’ Schöpfung Brauch.

Mensch tue was du kannst und vertrau’ auf Gott!

Kümmre dich nicht um Gerede noch Spott.



Sonntag, 6. September 2015

Alles nur Windhauch


Man hatte sich darauf verständigt, dass von nun ab zwischen den Streitparteien gegenseitige Nichtbeachtung herrschen sollte, so dass Schlimmeres vermieden werden konnte und der allgemeine Friede im Dorf wieder hergestellt sein sollte. Das war nun die Lage in Hinterwaldzell, einer kleinen aber überaus stolzen Gemeinde, irgendwo tief in einem abgelegenen Alpental. Über viele Jahrhunderte hinweg blieben die Bewohner stets unter sich, sahen nur zu allen heiligen Zeiten einen Fremden, heirateten untereinander und blieben vom Geschehen in der großen weiten Welt beinahe völlig unberührt. Doch dann brach die moderne Zeit an und der technologische Fortschritt drang bis in die letzten Winkel des alten Landes vor, in dem sich Hinterwaldzell befand. Und hier liegt auch die Wurzel des Übels und des Streits begraben, von der unsere Geschichte handelt. Vor zwei Generationen kamen Fremde ins Tal, in ungewohnter Bekleidung, mit exotischen Sitten und einer ebensolchen Sprache, zudem mit Automobilen, Lastwagen und Omnibussen. Überwältigt von der Schönheit des Gebirgstales beschlossen einige findige Geschäftsleute Kapital aus der Landschaft zu schlagen und so wurde durch so manche Überredungskunst und so manches Köfferchen mit Banknoten den Einheimischen Grundstücke und alte Rechte abgekauft, um Liftanlagen, Seilbahnen, Zufahrtswege und etliche, mehr oder weniger in die Landschaft passende, Ferienhäuschen zu errichten. Zuerst vermeinten die meisten der Ortsansässigen, der Wohlstand wäre jetzt ausgebrochen, lasen den Fremden, die nun in Scharen ob der guten Luft und der Höhensonne herangestürmt kamen, jeden Wunsch von den Augen ab und träumten selbst von einer Zukunft in der Milch und Honig flössen. Die Sache hatte jedoch von Anfang an einen Haken. Wir müssen nämlich wissen, dass dieser Ort von einem meist lieblichen Bächlein durchflossen wird, das sich allerdings bei Hochwasser in einen reißenden Strom verwandeln konnte und schon oft so manches Häuschen, so manchen Stall und sogar einige Menschenleben auf dem Gewissen hatte. Dieser Bach nun, teilte das Dorf in zwei Teile. Der nördlich gelegene Teil, die Sonnenseite, verfügte über schöne Weiden, sanft ansteigende Höhen und war seit jeher die Heimat der wohlhabenden Bauern gewesen. Auf der schattigen Südseite hingegen war Weideland von jeher sehr spärlich gewesen, der Winter dauerte hier länger, war kälter und härter und der Sommer war so kurz, dass man oft das Gefühl hatte der Frühling ginge direkt in den Herbst über. Zudem gab es hier nur steil aufragende Felswände, so steile, dass nicht einmal eine Seilbahn gebaut werden konnte. Kurz: es war die Talseite der armen Leute gewesen, seit die ersten Siedler vor siebenhundert Jahren hierher eingewandert waren. Diese Zweiteilung des Ortes hatte seit jeher für Spannungen gesorgt. Auf der einen Seite die satten, wohlhabenden vom Kirchdorf, auf der anderen Seite die Hungerleider vom Schattendorf. Neid auf der einen, Verachtung auf der anderen Seite – so war es seit Urväterzeiten gewesen. Nun aber hatte der Tourismus, der wie eine Lawine über Hinterwaldzell hereingebrochen war, das Fass zum Überlaufen gebracht, die Gegensätze noch weiter verschärft und zur gegenseitigen Unversöhnlichkeit der beiden Ortsteile geführt, da sämtliche geldbringenden Hotels, Gasthöfe, Seilbahnen und Lifte sich in Kirchdorf befanden. Nur gelegentlich wurde der eine oder andere Gast nach Schattendorf verwiesen, wenn auf der anderen Talseite alle Betten belegt waren.

Es hatte sich nun die ganze Gemeinde gespalten, in zwei Parteien. Angeführt wurde die jeweilige Partei von einem „Patron“, der die Bewohner, der von ihm vertretenen Ortshälfte, geschlossen hinter sich stehend wusste. Diese „Patrone“ hatten ihr Amt bereits von ihren Vätern übernommen und jeder wusste sich im Recht, wenn es um die Vertretung der eigenen Angelegenheiten ging – neue Projekte der Gemeinde waren deshalb zum Erliegen gekommen, die Infrastruktur hatte allmählich gelitten und die Steuereinnahmen gingen seit langem zurück. Doch die „Schattendörfler“ wollten zu keiner dieser Angelegenheiten ihre Zustimmen geben, so lange nicht auch sie ihren „gerechten Anteil“ am Wohlstand des Dorfes erhielten. So ging es lange Zeit dahin und Hinterwaldzell verlor touristisch immer mehr an Bedeutung. Da hatte man sich am Ende doch noch zusammengefunden und sah ein, dass eine gemeinsame Lösung gefunden werden musste. Auch wurde nun immer mehr klar, dass die vorübergehende Lösung, sich gegenseitig zu ignorieren, wenig taugte und schon aufgrund der alltäglichen Besorgungen nicht eingehalten werden konnte. So trafen sich die Vertreter beider Parteien einst im größten Wirtshaus, in Kirchdorf, ein und beratschlagten, wie man in Zukunft in Frieden miteinander leben und wie dies allem zum Wohl der ganzen Gemeinde sein könnte. Man kann sich vorstellen, dass da bei manchem Bier ordentlich die Fetzen flogen, da man sich gegenseitig nichts schenken wollte. Es ergab sich aber, dass ein junger Mann auftrat, der gerade von der Universität zurückgekommen war, dort die Ökonomie studiert hatte und nun wieder in seinem Heimatort weilte. Dieser meinte es müsse ein Projekt ins Leben gerufen werden, das einerseits die gesamte Gemeinde einte und gleichzeitig für wachsenden Wohlstand sorgen sollte – also eine Lösung, die sowohl „sozial“, wie er sich ausdrückte, als auch finanziell von Vorteil sein sollte.

Die erstaunten Gesichter, der Dorfältesten und der Honoratioren verstummten und alles lauschte gebannt den Ausführungen des jungen Mannes, der es überaus gut verstand seine Sache vorzutragen und die anderen für sich zu gewinnen. Er schien sich schon lange auf diesen Tag gut vorbereitet zu haben, denn er öffnete seine braune Ledertasche und zog einen dicken Ordner mit Plänen, Folien, Tabellen und Diagrammen aller Art hervor, auf denen er seinen Vorschlag ausgearbeitet hatte. Nun rückte er mit seinen Karten endgültig heraus. Auf der „Sonnenspitze“, dem höchsten Berg des Tales, hoch über Schattendorf, sollte ein „Alpenerlebniszentrum“ entstehen mit Hallen- und Freibad, Sauna, Restaurants, Einkaufszentrum und so weiter uns so fort. Insgesamt 25000 Quadratmeter hätte alleine der Einkaufstempel zu umfassen. Erreichbar sollte dieses „Center“ durch eine Seilbahn, die von dem, auf der Kirchdorfer Seite gelegenen, „Stierkopf“ herüberführen sollte. Der größte Coup solle jedoch ein Lift sein, der direkt von Schattendorf auf die „Sonnespitze“ führen sollte. Dieser Lift würde ganze 1500 Höhenmeter durch den Felsen des Berges hindurch nach oben führen! Den Zuhörern standen die Münder offen, keinem fiel ein Wort aus der Lippe. Dann wurde ein Finanzierungskonzept vorgestellt, das scheinbar hieb- und stichfest war. Der Mann hatte bereits die Zusage von finanzstarken Investoren erhalten und unterbreitete den Staunenden die entsprechenden Papier dazu. Als er mit seinem Vortrag geendet hatte und die Frage stellt, was die anderen von seinem Projektvorschlag hielten, war es zuerst mucksmäuschenstill in der großen Wirtshausstube. Dann jedoch ging es zu wie in einem Bienenstock. Der Vorschlag wurde freudig aufgenommen, man gratulierte dem „Ökonomen“, klopfte ihm freundschaftlich auf die Schultern, gab Wirtshausrunden aus und geriet bald in immer hitzigere Stimmung. Vorschläge über Vorschläge, die immer noch fantastischer klangen und sich gegenseitig überboten wurden in den Raum geworfen. Keiner wollte hintan stehen und bemühte sich seine Vorstellungskraft ordentliche Blüten treiben zu lassen. Nur einer war im Raum, der ganz still und in seiner Ecke sitzen bliebt – es war der alte Bruckmeyer, der etwa abseits am Waldrand in Schattendorf wohnte. Lange Zeit hatte ihn niemand bemerkt, doch als der Abend später, die Stimmen heiser und das Bier mehr und mehr zu wirken begann, kamen ein paar Kirchdörfler auf ihn zu und fragten nach seiner Meinung. Etwas verschnupft zierte sich Bruckmeyer zuerst, rückte dann aber doch mit seinen Gedanken heraus. Seiner Meinung nach sei das ganze Projekt ein Luftschloss, eine hirnrissige Idee, ja geradezu ein Ausdruck von Größenwahnsinn. Weiters meinte er, dass solches niemals gut ginge, wo man seine Grenzen nicht mehr kannte, wäre der Absturz und das Verderben nicht mehr weit. Da lachten die anderen höhnisch und winken ihn spöttisch ab – was war das Geschwätz eines alten Pessimisten schon wert? So ging der Abend in die Nacht über und allmählich leerte sich das Wirtshaus, nachdem die einzelnen Gäste sich auf den Nachhauseweg gemacht hatten.

Es war nun beschlossene Sache, das „Zentrum am Berg“, wie das Projekt heißen sollte, wurde gebaut. In Windeseile, ganz gegen die Gewohnheiten, wurden sämtliche Bewilligungen erteilt, Architekten und Bauunternehmer beauftragt und mit dem Werk begonnen. Erstaunlicherweise gab es auch keine Bedenken in Bezug auf die Umweltverträglichkeit – lediglich ein kleines Häufchen von Demonstranten und Aktivisten wurde einmal am Berg oben gesichtet, aber mit der „Gesetzeskeule“ flugs unschädlich gemacht. Fast alle Arbeitskräfte des Dorfes waren auf die eine oder andere Weise an dem Projekt beteiligt und verdienten recht gut daran – mancher soll sich gar eine goldene Nase dabei erworben haben. Es wurde nun im Akkord gearbeitet, der ganze Ort dröhnte monatelang vom Hämmer, Betonieren, Bohren, Sprengen und den unzähligen Helikopterflügen, mit denen Spezialteile auf den Berg hinauf gebracht wurden. Bei all dieser Geschäftigkeit hatten die Hinterwaldzeller ihre Zwistigkeiten untereinander völlig vergessen und es sah alles danach aus, als ob diese ein für alle Mal beseitigt wären. Diese Verheißung des Projektes schien schon einmal in Erfüllung gegangen zu sein.

Dann kam der große Tag. An einem schönen Sonntag im September wurde das Megabauwerk eingeweiht. Politiker und Wirtschaftstreibenden aus nah und fern fanden sich ein, Fernsehstationen, einige davon aus Japan und China, waren ebenso anwesend, wie beinahe die gesamte lokale Bevölkerung. Alles sah wunderbar aus und die Gier nach Geld funkelte in den Augen der Investoren.

Es kam der Winter, aber einer ohne jeglichen Schnee. Seit Menschengedenken hatte es das noch nicht gegeben: auf über 2000 Metern Seehöhe, der Höhe der „Sonnenspitze“, fiel von November bis März keine einzige Schneeflocke – selbst Regen gab es in dieser Zeit nur wenig, so dass man für das Frühjahr schon Schlimmes befürchtete. Es versteht sich von selbst, dass damit die Wintersaison völlig ins Wasser fiel und die Betten, bis auf ganz wenige Ausnahmen, leer blieben. Langsam begann man sich im Dort Sorgen zu machen, doch die Optimisten behielten vorerst noch die Oberhand und verwiesen auf den kommenden Sommer, der sicherlich genügend Gäste ins Tal bringen würde, um den schlechten Winter wettmachen zu können.

Alleine, es kam ganz anders. Das „Zentrum am Berg“ wurde an keinem einzigen Tag seit seinem Bestehen von mehr zwei oder drei Dutzend Menschen besucht, einmal abgesehen vom Tag der pompösen Eröffnung. Die wenigen Läden, die sich eingemietet hatten, schlossen nach und nach und nachdem auch zu Ostern kaum jemand den Weg nach oben gefunden hatte, schlossen auch die beiden Restaurants, die noch verblieben waren. Das Hallenbad machte zu Pfingsten dicht und die Büros der Verwaltung, die den schönsten Blick auf die umliegende Berglandschaft hatten, zogen zu Beginn des Sommers ins Tal hinunter, in weitaus bescheidenere Räumlichkeiten – Arbeit gab es ja ohnehin kaum mehr eine zu erledigen. Die Investoren wurden immer ungeduldiger und nach Ablauf der Sperrfrist verkauften bereits die ersten ihre Anteile – meist zu Schleuderpreisen, froh darüber überhaupt jemanden gefunden zu haben, der die Papiere noch haben wollte, nachdem ihr Wert ins Bodenlose gestürzt war.

Der Sommer kam und auch dieser fiel ins Wasser – buchstäblich, denn es regnete von Anfang Juli bis Mitte September beinahe jeden Tag. Es war die schlechteste Tourismussaison aller Zeiten, niemand, nicht einmal die ältesten Greise des Ortes, konnten sich daran erinnern, derart wenige Fremde in einer Saison gesehen zu haben.

Dann kam der 20. September, der Jahrestag der Eröffnung. Dieser war, welche Ironie, einer der schönsten und wärmsten Tage des ganzen Jahres gewesen; die Sonne lachte vom wolkenlosen stahlblauen Himmel und ein sanftes Lüftlein sorgte dafür, dass die Hitze als angenehm empfunden wurde. Dann kam der Abend und bald darauf die sternenklare Nacht. Mitten in der Nacht heulten die Sirenen, denn der Gipfel der „Sonnenspitze“ stand in Flammen! Woher war das Feuer gekommen, es hatte doch kein Unwetter mit Blitz und Donner gegeben? Auch war der Betrieb im „Zentrum am Berg“ längst eingestellt worden. Jedenfalls züngelten die lodernden Flammen, durch den kräftigen Wind ständig angefacht, hoch in den Himmel hinauf. Es war nur ein Glück, dass auf jener Höhe oben kein Wald mehr gedieh und auch sonst kaum etwas Brennbares in der felsigen Gegend vorhanden war, so dass die Flammen nicht überschlagen konnten. Die Feuerwehr brauchte lange, um auf jene Höhe zu gelangen, unterstützt wurde sie dabei von Löschhubschraubern, die teilweise von weit hergeholt werden mussten. Doch es half alles nichts. Viele Stunden lang kämpften die Einsatzkräfte vergeblich gegen das Feuer und konnte am Ende doch nichts anders als ihre Niederlage eingestehen. Das ganze Dorf hatte sich auf den „Stierkopf“ begeben, von dem aus man den besten Blick rüber zur „Sonnenspitze“ hatte, um dem schaurigen Schauspiel beizuwohnen. Gegen Mittag waren die meisten wieder ins Tal zurückgekehrt, lediglich eine Handvoll Leute befand sich noch auf dem Berg.

„Das war’s mit der Einheit des Dorfes!“, meinte ein korpulenter Geselle, der aus Schattendorf kam.

„Das mit der Einheit wäre ja noch zu verkraften, aber denk doch an all das verlorene Geld!“, kam es daraufhin von einem Kirchdörfler. Dann machten auch die beiden sich auf. Der alte Bruckmeyer stand alleine beim Gipfelkreuz und sah noch einmal rüber auf die rauchenden Überreste des einst so stolzen Gebäudekomplexes auf der „Sonnenspitze“ und meinte: „Windhauch, es ist alles Windhauch.“

Samstag, 1. August 2015

E-BOOK: FREIHEIT, MACHT, ERFOLG – der Weg zur persönlichen Souveränität von Oliver Märk



 

Bezugsquelle:
http://www.amazon.de/Freiheit-Macht-Erfolg-pers%C3%B6nlichen-Souver%C3%A4nit%C3%A4t-ebook/dp/B00VITG9KM/ref=sr_1_3?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1434562664&sr=1-3


 


Kategorie: Sachbuch,

 

Erprobte Erkenntnisse aus Wissenschaft, Philosophie, Wirtschaft, Politik, Geschichte und der Erfahrung der erfolgreichsten Personen aller Zeiten. Wer den Mut hat ein Leben in Freiheit zu führen, selbst bestimmt sein Dasein in die Hand zu nehmen und seine Ziele zu erreichen, für den ist dieses Buch der ideale Begleiter und Ratgeber – ja ein guter Freund.

 

           

            Für wen ist dieses Buch geschrieben?

 

  • Wer ein Leben führen möchte, wie es die Welt noch nicht gesehen hat, der braucht dieses Buch!

 

  • Wer das Drehbuch seines Lebens selbst schreiben möchte, der braucht dieses Buch!

 

  • Wer sein volles Potenzial verwirklichen möchte, der braucht dieses Buch!

 

  • Wer sich nichts vormachen lassen möchte, sondern die Wahrheit hinter den Dingen erkennen möchte, der braucht dieses Buch!

 

  • Wer der Zukunft nicht passiv begegnen möchte, wer nicht verunsichert und ohne Plan vor den Entwicklungen der schnelllebigen Zeit stehen und sich nicht wie ein Blatt im Wind treiben lassen, sondern den Kurs seines Lebens selbst bestimmen möchte, der braucht dieses Buch!

 

  • Wer mehr sein möchte als ein Schaf in der Herde, das alles für andere oder die „anonyme Autorität“ tut, sich dabei aber selbst verrät, der braucht dieses Buch!

 

  • Für denjenigen, für den Freiheit, Glück, Erfolg und Erfüllung keine bloßen Worte, sondern konkrete Lebensziele sind, für den ist dieses Buch geschrieben.

 

 

            Worum es geht

Der Charakter eines Menschen ist sein Schicksal! Wir alle sehnen uns nach Freiheit, nach einem erfüllten Leben und doch sind es nur die wenigsten, die ein solches erleben. Die meisten machen zu viele Zugeständnisse an das Leben und verraten dadurch sich selbst; allzu oft wird „ja“ gesagt wo ein entschiedenes „Nein“ hätte gesagt werden müssen. Anstatt souveräne „Löwen“ zu sein, führen die meisten Menschen ein Leben der Mittelmäßigkeit, als Teil einer Herde, deren einziger Zweck es ist die Interessen anderer zu erfüllen. Das Streben nach Komfort und Konfliktfreiheit führt nur vermeintlich zum „guten Leben“, in Wahrheit jedoch ist es der Pfad zur Hölle.

 

Mit diesem Buch wird ein anderer Weg beschritten. In einem 42-Tage-Programm kämpft sich der Leser Schritt für Schritt aus der Hölle der Mittelmäßigkeit heraus ans „Licht“, zu dem Leben, das ihm oder ihr zusteht, eines, welches das Geburtsrecht von uns allen ist und das den wahren Zweck unseres Daseins darstellt. Das Entscheidende dabei ist es zu erkennen, dass die wahre Gefahr für uns nicht darin besteht, dass unser Leben endlich ist, sondern darin dass es niemals beginnt! Das größte Risiko, das man im Leben eingehen kann besteht darin niemals ein Risiko einzugehen.

 

            Zögern bedeutet das Gute aufzuschieben!

            Worauf wartet Ihr noch? Das Leben duldet keinen Aufschub und jeder Tag, an dem einer zögert und glaubt in Zukunft auch noch genug Zeit zu haben, um das Leben zu beginnen, zu dem er geboren ist, das sein Geburtsrecht darstellt, ist ein verlorener Tag!