Montag, 7. Juni 2010

Gedichte IV - Heiliges

Isidor am Brunnen

Ermüdet in der südlich heißen Sonnen,
Setzte sich ein Knabe an einen Ziehebronnen.
Sein Blick fiel auf einen Stein, der hatte der Löcher viele,
Da wunderte er sich ungemeint, was wohl dessen Ziele.
Auch des Brunnen Walze war aus hartem Stein,
Mit vielen Furchen, die schnitten sich darein.

Der muntre Knabe, als Isidor bekannt,
War plötzlich in Erkenntnishunger entbrannt,
Denn bis dahin war er einer, der recht träge,
Ohne Eifer, lieber im Bette läge,
Fragt eine Dienstmagd, die ist herbeigekommen,
Um von dem Wasser etwas abzubekommen.

Sie sprach, des Steines Löcher alleine kämen von dem Nass,
Welches fiel vom vielen Schöpfen und sich in diesen fraß.
Der Walze Rillen endlich haben ihre Ursprung darin,
Dass über die Zeit das Seil sich einschnitte, vom vielen Zieh’n.
Das leuchtete nun dem jungen Burschen ein,
Und er begab sich sinnierend wieder heim.

Dort nach langem hin und her im Geiste,
Wusst’ er, warum er zum Brunnen reiste.
Es ging ihm auf ein helles Licht,
Er wusste nun die Botschaft schlicht:
Steter Tropfen höhlt den Stein, die Mühe macht sich reichlich bezahlt.
Lernt er jeden Tag auch nur wenig und das gut, die Zeit sie mahlt.
Denn wenn das, was er am Brunnen sah, schon kann geschehen,
Um wie viel mehr, kann man beim fleißigen Menschen sehen.


Helene findet das Kreuz

Byzanz hatte einst eine fromme Kaiserin,
Die pilgerte selig nach Jerusalem hin.
Helene hieß sie, und wollte finden das heil’ge Kreuz aus Holz,
An dem Jesus hing, womit gebrochen wurde des Bösen Stolz.
So fragt sie die Juden in der Stadt, doch keiner es weiß,
Bis auf einen, dem treibt es auf die Stirn den kalten Schweiß,
Denn die Prophezeiung will es so, dass wird es gefunden,
Die Juden sind bald völlig aus Jerusalem entschwunden.

Doch Helene lässt sich nicht beirren und droht diesem an,
Bei Hunger stürbe er, lässt er sie nicht ans Geheimnis ran.
In einen trocknen Brunnenschacht wurde er hinab gelassen,
So sollte er von seiner Meinung doch noch letztlich ablassen.
Nach Tagen kam’s so wie erhofft, der Gefangene spricht,
Die Stelle wird genannt, aufs Graben ist man nun erpicht.
Bald findet man , was ward gesucht, es sind der Kreuze drei,
Das des Heilands und jene der zwei von der Räuberei.

Doch die Not ist groß, man weiß sie nicht zu unterscheiden,
Solches mag wer eifrig sucht naturgemäß nicht leiden.
Der Rat kommt zum Schluss, des Jesu Kreuz mache Menschen heil,
Zur Probe leider, brauche man wohl eine ganze Weil'.
Doch da kam mit Geschrei ein Leichenzug daher,
Man legte die Kreuze über den Toten schwer.
Beim rechten Kreuz war er wieder erweckt zum Leben,
Blühte neu auf wie am Weinstock die reifen Reben.
So hat die Welt es am Ende erfahren und war sich gut,
Welch’ Kreuz war rechtens, an dem der Messias vergoss sein Blut.


Sankt Florian

In tiefen Bergen wuchs der fromme Florian heran,
Ein Pfarrer sorgte für ihn, den heranwachsenden Mann.
Einst sollte er Wein vom Grafen holen,
Der seinen Dienern streng hat befohlen,
Für die Kirche wohlan zu sorgen.
So kam der Florian am Morgen.

Er bekam einen Krug vom besten Wein,
Den trug er für den lieben Pfarrer heim.
Doch eine arme Frau auf dem Weg bat um eine Gabe,
Dass ihr kranker Mann in ihrem Hause sich daran labe.
Florian gibt ihr den süßen Traubensaft,
Und kehrt dann zur Burg zurück, mit frischer Kraft.

Damit er bekomme noch einmal den Krug gefüllt,
Doch da hat sich der Diener wahres Wesen enthüllt.
Voller Neid bekam er nur einen Tritt verpasst,
Als hätte Florian das Getränk selbst verprasst.
Traurig kam er an eine Quelle, die am Wegesrand,
Und füllte den steinernen Krug mit dem Nass bis an den Rand.

Er möchte’ beim Priester nicht mit leerem Gefäß erscheinen,
Und denkt sich `es ist zwar keiner von des Grafen Weinen,
Doch besser ist Wasser, als nur leere Luft´,
Er sei doch mitnichten ein gemeiner Schuft.
Doch in der Pfarrerstube später, sah man ganz verwundert,
Das Wasser ward zu bestem Wein geworden – aberhundert!


Bonifaz

Die Heiden beteten einst eine mächtige Eiche an,
Die in ihrer Verblendung ihrem Gotte Donar stand an.
In großer Zahl verteidigten sie den starken Baum,
Dem heil’gen Bonifaz stand vorm Maul der Zornesschaum.
Mit Kreuz und Eisenaxt nähert er sich dem Stamme,
Nahm den Herrn zum Zeugen in heißer Gemütsflamme.
Bloß ein Hieb, der Heidenbaum, er fiel,
Da waren der Heiden nicht mehr viel’.
Sie sahen ein ihr Gott war nur ein Hirngespinst allein,
Von nun ab konnte nur noch der Christengott ihr Herr sein.


Albertus Magnus

Die Philosophie ist sehr tückisch und oft gefährlich,
Denn mancher hielt wegen ihr den Glauben für entbehrlich.
Auch der Gelehrte Albertus wusste um diese Gefahr,
Und bat früh schon die Muttergottes mit ihrer Engelsschar,
Ihn zu bewahren vor dem Abfalle im Glauben,
Nie sollte die Wissenschaft das Wahre ihm rauben.
So geschah es dann auch, Maria sorgte bei seinem heißen Geblüt,
Dass vor dem Tod er erhielt neu sein kindlich’ Gemüt.


Martin von Tours

Im tiefsten kalten Winter ritt ein gar edler Mann,
Der Stadt Amiens entgegen, und traf am Tore an,
Einen frierend- zitternden Bettler bitten,
Dieser hat daselbst fürchterlich gelitten.
Da zerschnitt der Ritter, als Martin ward er ausgewiesen,
Mit dem scharfen Schwerte seinen Mantel entzwei für diesen.
In der Nacht erschien ihm der Gottessohn, bekleidet mit des Bettlers neuem Tuch,
Und sprach, es war ein Ungetaufter, der dies für mich tat, es stand in keinem Buch.
Martin von der Erscheinung tief ergriffen,
Lies sich taufen und hat die Wahrheit begriffen.


Barbara

Ein Heidenkönig wollt’ seine schöne Tochter gut vermählen,
Doch diese, Barbara, wollte sich nicht mit der Ehe quälen.
So sperrte sie der Vater in einem hohen Turm ein,
Zur Meinungsänderung, der Turm hatte der Fenster zwei’n.
Doch ohne Grund war ein drittes Fenster hinzugefügt,
Sowie ein Kruzifix der Wand zur Zierde angefügt.
Barbara erklärte die Symbolik kennend, die Zahl drei,
Stünde für die Dreifaltigkeit der Gottheit, sie sei nun frei.
Die Heidengötter seien Schall und Rauch,
Sterben würd’ sie dafür ohn’ weitres auch.
Der Vater ließ sie foltern mehrere Tage,
Auf dass sie an den Schmerzen endlich verzage.
Doch sie blieb standhaft in ihrem neuen Glauben,
Da legte man ihr an mehr der Daumenschrauben.
Der König nahm ihr mit eigener Hand das Leben,
Doch sie hatte sich auf ewig Christus ergeben.


Heilige Ursula

Ursula von Köln machte einst eine Pilgerreise,
Nach Rom und verteilte an die Armen viele Speise.
11000 Jungfrauen zogen mit ihr gen Süden hin,
Auch so mancher Bischof befand sich im Gefolge drin.
Als sie zurück und vor der Heimatstadt,
Da hielt die Gemeinschaft sehr ernsten Rat,
Denn die Hunnen belagerten die Mauern schwer,
Furchtbar anzusehen, war das Barbarenheer.
Ursula voll Zuversicht,
Bricht durch die Soldatenschicht.
Diese fallen über die Jungfern her,
Schmerzen litten die Unberührten sehr.
Es war ein grausames Dahingemetzel,
Da sieht der Hunnenkönig selbst, der Etzel,
Die schöne Ursula vor sich stehen,
Er möchte’ sie als sein Weib jetzt sehen.
Doch diese weigert sich, bleibt ewig rein,
Da musste sie ihr Leben lassen sein.


Stefan von Ungarn

Ungarn hatte einst einen großen König am Throne,
Der vielen Menschen tat viel Gutes und das ganz ohne,
Gewalt er dabei anzuwenden hatte, in einer Zeit,
Als gewaltsames Streben man täglich sah weit und breit.
Der deutsche Kaiser fiel einst im Magyarenland ein,
Doch Stefan wollte keines Blutbads Zeuge sein.
So bat er die Jungfrau im Gebet,
Sein schön’ Reich zu bewahren, und seht!
Das fremde Ritterheer zog sich ohne Grund zurück,
Zu beklagen gab es an Mensch und Tier nicht ein Stück!


Christina von Bolsena

Heidenpriesterin sollte Christina werden,
Doch sie wollte eher märtyrerhaft sterben,
Als sich dem goldenen Götzen zu weihen.
Das wollte ihr der Vater nicht verzeihen.
So schloss er sie in einem gemauert Bauwerk ein,
Bis ihre Geisteshaltung eine and’re sollte sein.

`Dem Christengott alleine soll der Vater getreu dienen,
Fleißig sei er im Glauben, wie beim Arbeiten die Bienen!´,
Darauf ließ man Christina mit Ruten schlagen,
Tapfer ertrug sie dies, ohne ein Verzagen.
Mit schwerem Mühlsteine um den Hals auf tiefsten Meeresgrund,
Warf man sie, doch ein Engel befreite sie vom Steinesrund.
Giftige Vipern ließ man nun auf sie los, damit sie tödlich werde gebissen,
Doch die zischenden Schlänglein wollten ihr, oh Wunder, nur die baren Füßlein küssen.
Die Zunge riss man ihr heraus, damit sie nichts mehr sage,
Ohne diese sprach noch immer die Christina die Klage.
Nun durchbohrte man ihr Herz mit einem Pfeile, nun sie erst starb,
Nichts gab es in der großen Welt, was ihr reines Herz je verdarb!

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