Donnerstag, 3. Juni 2010

Sankt Georg der Drachentöter

In einem See, welcher tief und dunkel,
Wohne ein Untier, ging das Gemunkel.
Doch wer an jenem Ort wohnte, wusst’s genau:
Ein feurig’ Drache lebte in dem feuchten Bau.
Und wie es Drachen so `mal an sich haben,
Bereiten sie den Menschen reichlich Plagen.

Gefräßig war das glitschige Schuppentier,
Sein stinkend’ Atem verdarb der Gegend Zier.
Land und Wasser wurden allesamt zur Gefahr,
Glücklich wer ferne der Stadt und dem See nur war!
Guter Rat schien bald mehr als teuer,
Drückend war dieses Drachen Steuer.

Zwei Schäfchen am Tage warf man dem Drachen,
Voll Widerwillen in den feurig’ Rachen.
Nur so hatten die Menschen ihre Ruh’,
Doch bald schon drückte aufs Neue der Schuh.
Der Schafe waren da endlich keine mehr,
Sie fielen anheim des Tyrannen Verzehr.

Man befragte das alte Orakel,
Mit Brimborium und viel Spektakel.
Es sprach, als Opfer diene nun der Mensch, ob gut ob bos’!
Allein zu entscheiden hätte das altbewährte Los.
So war es nun abgemacht und angewandt,
Es starben viele in jenem traurig’ Land!

Das Schicksal wollt’ dass des Königs Tochter wurd’ auserkoren,
Ihr Leben ward scheinbar gerichtet und jung schon verloren.
Der König weinte ob seinem lieben Kinde,
Er schrie sein bittres Leid in alle vier Winde.
Denn erst als das Volk wollte niederbrennen sein Haus,
Lieferte er sein Töchterchen dem wild’ Pöbel aus.

Die Prinzessin wird vor die Stadt geführt,
Mit Prachtkleidern, als Opferlamm gekürt.
Sie lehnt sich an einen schroffen Felsen an,
Schluchzt und klagt, das Tränenwasser reichlich rann.
Es schien die Jungfrau würd’ gleich verzehrt,
Doch war es grad anders ihr beschert.

Ein edler Ritter auf weißen Pferd hört’ die Klagen,
In strahlend’ Rüstung und zögert nicht es zu wagen,
Die Dame nach dem Grund der Trübsal anzugehen.
Die legt ihr Schicksal dar, wagt nicht ihn anzuflehen.
Er jedoch, als Georg sich hat vorgestellt, redet ihr zu:
Mit diesem Unheil hätte es nun endgültig seine Ruh’.

Noch eh’ er die Worte hat zu Ende gesprochen,
Fängt des Sees Wasser teuflisch-brodelnd an zu kochen.
Ein gewaltig’, abscheulich’ Drachentier,
Steiget aus den Höllengründen herfür.
Es stinket die Luft, es zischt und faucht,
Der Ritter ist da, wie man ihn braucht.

Zwar schreit die Jungfrau fürchterlich,
Doch Georg sagt: „Fürchte dich nich’!“.
Steigt auf sein Ross und bittet Gott um Beistand und Ansporn,
Jetzt schlägt er die Höllenausgeburt in gerechtem Zorn.
Die spitze Lanze wird kraftvoll hoch angehoben,
Und kraftvoll zwischen die Drachenrippen geschoben.

Das schwarze Blut spritzt, getroffen sinkt das Tier danieder,
Streckt schnaubend, keuchend, verwundet seine wehen Glieder.
Georg gebot der Prinzessin den Gürtel zu legen,
Um des Tiers Hals, so könne man’s in die Stadt bewegen.
Im Triumphzug wird der Drache vorgeführt,
Alle jubeln und freuen sich, wie’s gebührt.

„Seht her! Alleine mit Gottes Hilfe tat ich dies!“,
Sprach Georg, dabei er auf den Verletzten verwies.
„Bekehrt euch zu seiner Majestät, entsagt der Götzengier,
So will ich töten den Drachen vor all’ euren Augen hier!“
Beweis war das den Leuten am Ort mehr als genug,
Man bekehrte sich und legte ab den alten Lug.

Als erster ließ sich der König taufen,
Dann kam das Volk zu Jesus gelaufen.
Sein’ reichlich Lohn wollte Georg er nicht behalten,
Gab’s gerne den Armen und den kranken Alten.
Machtvolles Zeugnis legte dort Sankt Georg ab,
Über das, was der Glaubende zu tun vermag!

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