Freitag, 4. Juni 2010

Sankt Eusebius

Von alters her ist es bekannt,
Irland hat viel Volk ausgesandt.
Im Glauben felsenstark und reif geworden,
Gedieh `s Mönchstum vor dem Benediktsorden.
Alsdann fanden sich Fromme aus dem Konvent,
Die zogen aus auf den heidnisch’ Kontinent.

Einer dieser irisch’ Mannen,
Kam ins Land der Alemannen.
Eusebius war sein lateinisch’ Name,
Gar schnell entspross um ihn der Geistessame.
Über St. Gallen kam er ins Rheintal herrüber,
Im kalten Winter bei wildestem Schneegestüber.

In Viktorsberg auf schöner Höhe oben,
Wollte er unsern Heiland reichlich loben.
Richtet sich seine Klause ein,
Und lässt das irdisch’ Leben sein.
Mit heil’ger Andacht verbringt er die Tage,
Dazu in allerbester Aussichtslage.

Dreißig Jahr’ bringt er so in Seeligkeit zu,
Erbaut seine Seele, findet liebe Ruh’.
Rät den Menschen in allen Lebenslagen,
Hört sich an die mannigfaltigen Klagen.
Auch beherrschte er die Gabe der Prophetie,
Hält ab die Leute von Übeln, von der Magie.

Eines Tages überkommt ihn die Vision,
Glasklar eröffnet sich ihm die Botschaft schon.
Ein Ende hat die Einsiedelei,
Ein andrer Mann Gottes er nun sei.
Er zieht nun stets hinab ins schöne Tal,
Wo die Menschen größer sind an der Zahl.

So spaziert Eusebius sehr gern und oft,
Über Wiesen, Äcker und dabei er hofft,
Zu sehen frommes Christenleben,
Menschen am Seelenkleide weben.
Dies denkend kommt er zu Bauersleut’.
Die an diesem Tag so gar nichts freut.

Geflucht wird da und noch mehr gesündigt,
Da hat Eusebius angekündigt,
Dass Ungemach des Himmels werde sie ereilen,
Sollten sie sich nicht demütig dereinst beeilen,
Solchem Treiben ein Ende zu setzten nun,
Denn das ist’s, was gute Christen sollten tun.

Die Bauern warn nicht erfreut an jenem Ort,
Und jagten den frommen Klausner schleunigst fort.
Dieser ließ sich nicht beirren,
Oder seinen Geist verwirren.
So predigte er munter wie an jenem Tage,
Wochenlang und versagte sich bei Gott die Klage.

Doch es kam ein Sonntag in der Sommerszeit,
Da Eusebius’ Augen wurden ganz weit.
Denn er traute diesen gar nicht recht,
Was er musst’ sehen, war mehr als schlecht.
Die Bauern schwitzen auf dem Felde,
Dachten nur an Profit, ans Gelde.

„Am Tag des Herrn muss die Arbeit ruhn!“,
Schreit er im Zorn, stampft auf mit den Schuh’n.
Die Bauern schworen, nun sei es aber genug.
Der Heil’ge nähm’ nun seinen letzen Atemzug!
Schon hoben sie die scharfen Sensen an,
Und schlugen den Kopf ab dem edlen Mann.

Eusebius nimmt das abgetrennt’ Haupt untern Arm,
Freilich hatte dieser schaurige Akt recht wenig Charme.
Wandert nach Viktorsberg zu seiner Klause,
Und geht ein in das himmlisches Zuhause.
Doch des Himmels Zorn war nun frei entfacht,
Schrecklich zeigte sich Gottes große Macht!

Schwefelgelb und schwarz wurde nun das weite Firmament,
Blitze zucken, Donner grollt, das verdorbne Volk, es rennt!
Die Bauern zittern, ihnen wird Angst und Bange,
Naturgewalten nehmen sie in die Zange!
Da tut sich auf der Erdenboden, da gab es kein Bewahren,
In die Hölle sind sie alle zu Recht hinab gefahren!

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