Dienstag, 29. Juni 2010

Der Exorzist

In längst vergangenen, fast vergessnen Tagen,
Tief im schönen Bregenzerwald,
Lebte ein bekannter Kapuzinerpater,
„S`Jaköble“ genannt, dem mochte man gern klagen.
Für Ungemach wusst’ er Rat bald,
Diente den Menschen als weiser Geistesvater.

Doch neben dem Benefizieren
Und sehr klugen Kopf in Glaubensfragen,
Hatte er seine große Spezialität,
Half kräftig Menschen und den Tieren.
So hörte man von nah und fern sagen,
`Weh dem Geist, der an den Exorzisten gerät!´

Ein bös’ Geist, der Unwesen trieb in Doren,
Sträubte sich gar fürchterlich,
Gegen des Paters rasch’ Intervention.
Zerkratzte ihm Gesicht und auch die Ohren,
Das Gezänk war schauderlich,
Doch obsiegte der Fromme endlich schon.

Bannte ihn mit mächtiger Gewalt,
Und Autorität durch Jesus Christ,
Nach Schröcken, in das hinterste Tal tief hinein.
So wurde der Sündenpreis bezahlt,
Und solch eine Tat man nicht vergisst.
Noch bekannter war nun das Kapuzinerlein.

Einmal in einem Haus in Bezau,
Schrie und rumort’s im Keller unerträglich,
Der Lärm war bald nicht mehr auszuhalten.
Es grunzte wie eine irre Sau.
Da versagte alles was man tat kläglich.
Und man musst’ sich ans Jaköble halten.

Dieser in der Not schnell herbei gerufen,
Begab sich in das muffig’ Untergeschoß.
Und fand dort eine schrecklich-große Sau.
Die tobte, stampfte wie ein Tier mit Hufen
Und ging sogleich zum Angriff, Satan war los!
Doch der Pater war für sie viel zu schlau.

Die Bewohner waren arg in Sorge,
Ob des wahren Höllengeschrei’,
Fürchteten sie doch um des Paters Leben.
Dann ward es still, Hoffnung man sich borge!
Ein Schrei? Jetzt ist es wohl vorbei!
Der Weinstock trägt jetzt nie mehr seine Reben.

Aber nein, schon vernahm man klobig-schwere Schritte.
Gebadet in Schweiß und mit hochrotem Kopfe,
Kommt s`Jaköble in die Stube herauf.
Man reicht’ ihm Speis und Trank, er hatte viel Verlitte.
Den Dämon packte er hart bei seinem Schopfe,
Schwer geht des guten Mannes heißer Schnauf.

„Gebannt hab ich ihn auf die Kanisfluh“,
Sprach er sich langsam erholend.
„Der treibt niemals sein Unwesen mehr!
Die Sau war schwerer wie eine Kuh.“
Die Kutte war nass und elend,
Innen und außen ebenso sehr.

Nie hatte er so viel Verlitt,
Zeitlebens ginge es derart noch nicht zu.
Wer hatte dem Bösen nur Einlass gegeben?
Denn als er mit dem Dämon stritt,
Erfuhr er Gotteslästerungen, im Nu.
„Lasst das Sündigen, dann wird’s das nicht mehr geben!“

Sprach er und die Leute nahmen sich’s zu Herzen.
Man schwor nun nicht mehr zu fluchen,
Das Wort Gottes auch öfter zu lesen.
Wer will es sich schon mit dem Herrgott verscherzen?
Man will das Seelenheil suchen.
So war das Unheil, Unheil gewesen.

Ein andermal begab es sich in Bürstegg,
Da war es in einem Stalle nicht ganz richtig.
Das Vieh wurde arg geplagt und vor allem die Säue,
Zwang ein Geist rückwärts zu geh’n auf ihrem Weg.
Und kamen sie an eine Wand, das ist wichtig!
So verließ sie allesamt die natürliche Schläue.

Mit den Hinterbeinen zuerst, gingen sie nach oben,
Bis sie sich erbärmlich überschlugen.
Es war nicht mehr mit anzusehen,
So hat der Eigner sich in den `Wald´* hinein geschoben.
Sucht’ den Hexenpater auf, den klugen,
Und bittet ihn mit ihm zu gehen.

Man kommt an bei dem schwer-verhexten Stalle,
Treibt gewandt der Dämonen mehrere aus,
Und alles geht wieder in geordneten Bahnen.
Ratgemäß geht man nicht mehr die Falle,
Flucht nicht mehr und spricht gute Gedanken aus.
Solches musste man einbeziehen in sein Planen,

Dass einst zum Bau des Stalles ohne viel Bedacht,
Steine einer Kapelle genommen waren,
Wo, so meinte der Kapuziner möglicherweise,
Einer habe geistern müssen wohl jede Nacht.
Doch ein Kreuz und gute Worte, die bewahren
Davor dass es spuke auf so erschreckende Weise.

Das Jaköble kam dann später nach Feldkirch hinaus,
Um dort zu tun seinen Dienst im Kloster gut.
Doch kam lange noch aus dem Bregenzerwald,
Viel Volk und suchte ihn im fernen Ordenshaus,
Auf um Rat und, wenn einen verließ der Mut.
So kannte man ihn im ganzen Land gar bald.

* Bregenzerwald

1 Kommentar:

  1. Schöne Geschichte. Bei "Exorzist" denke ich immer an einen Horrorfilm. Doch gibt es auch humorvolle Storys, wie man hier sieht.

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